Montag, 27. Februar 2012

Andere Städte für mehr Schienen

Nachhaltige Verkehrssysteme brauchen Verladestellen am Stadtrand. Die Verladestellen des Schienengüterverkehrs befinden sich oft in zentralen Stadtlagen. Um ein nachhaltiges Verkehrssystem zu erreichen, bei dem wesentlich mehr auf der Schiene anstelle auf der Straße transportiert wird, müssen diese Verladestellen in Stadtrandgebiete verlegt werden.

Dies hat Sönke Behrends in seiner Dissertation herausgearbeitet, in der er den Zusammenhang zwischen Stadtlogistik und Güterfernverkehr untersucht hat. Ein Schlüsselfaktor für ein nachhaltiges Verkehrssystem ist demnach eine deutliche Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene. Während die Versender und Empfänger des Schienengüterverkehrs (Industrie, Spediteure, etc.) sich in den Stadtrandlagen mit gutem Anschluss an das Fernstraßennetz befinden, liegen die Verladebahnhöfe aus historischen Gründen jedoch oft in zentralen Stadtlagen in der Nähe der Personenbahnhöfe. Der erforderliche Verteilerverkehr mit dem Lkw vom Versender zum Verladebahnhof bzw. vom Verladebahnhof zum Empfänger findet daher oft im städtischen Verkehrsnetz statt. Im Vergleich zum reinen Lkw-Transport führt eine Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene daher zu einer erhöhten Verkehrsbelastung in den Städten, sodass trotz einer wesentlich besseren Gesamtumweltbilanz des Schienengüterverkehrs, in den Städten Luftverschmutzung, Lärm und Staus zunehmen können. Wie kann also dieses Dilemma zwischen lokalen Mehrbelastungen und globalen Einsparungen gelöst werden? Kommunale Stadtplaner und Politiker müssen in der Stadtplanung die Bedürfnisse des Schienengüterverkehrs stärker berücksichtigen. Dies ist notwendig um erstens eine bessere städtische Lebensqualität zu erreichen. Zweitens, um die Wettbewerbsfähigkeit des Schienengüterverkehr zu verbessern, für den die schwer erreichbaren Verladestellen in den städtischen Bereichen eine bedeutende Barriere darstellen.

Für die Praxis bedeutet dies, dass die Verladestellen in die Stadtrandlagen verlagert werden sollten. Dort kann die für einen effektiven Betrieb notwendige Infrastruktur geschaffen werden. Die negativen Auswirkungen der unvermeidlichen Verkehrsbelastung werden aufgrund der geringeren Bevölkerungsdichte in den Stadtrandlagen minimiert.

Stockholm, Göteborg und Hannover sind Beispiele für die städtische Problematik des Schienengüterverkehrs, die es so in vielen europäischen Städten gibt. Einige Städte haben langfristige Pläne, um die Verladestellen aus den innerstädtischen Bereichen in Stadtrandlagen zu verlagern. Hierfür gibt es allerdings oft viele Hindernisse, wie z.B. die erheblichen Kosten für notwendige Infrastrukturmaßnahmen sowie lokale Proteste in den für die neuen Verladestellen vorgesehenen Kommunen.

Neben einer Verlagerung der Verladestellen spielt die städtische Verkehrsplanung generell eine entscheidende Rolle für städtische Lebensqualität und effektiven Güterverkehr. Ein großes Problem ist daher die geringe Kompetenz der lokalen Entscheidungsträger in Fragen des Logistik- und Güterverkehrs. Die Stadtplaner verfügen nur selten über eine ganzheitliche Sichtweise, sagt Sönke Behrends. Die wirtschaftlichen Interessen werden getrennt von den sozialen und Umweltinteressen behandelt und es gibt keine langfristige Strategie, um diese Interessen auszugleichen.

In der Doktorarbeit hat Sönke Behrends ein Modell entwickelt, welches lokalen Stadtplanern helfen kann, eine langfristige und ganzheitliche Strategie für ein nachhaltiges Verkehrssystem zu entwickeln. Das Modell zeigt die komplexen Zusammenhänge der verschiedenen gesellschaftlichen Interessen, und wie diese von lokalen Beschlüssen beeinflusst werden. Das Modell zeigt auch die wirtschaftlichen Vorteile einer auf den Schienengüterverkehr angepasste lokale Verkehrsplanung. Für die Städte ist daher die Berücksichtigung des Schienengüterverkehrs in der strategischen Planung keine zusätzliche Belastung sondern eine Chance für eine langfristige nachhaltige Entwicklung.

Neben verminderter Luftverschmutzung und weniger Staus kann eine auf den Schienengüterverkehr angepasste Stadtplanung die Erreichbarkeit der Stadt im nationalen und Europäischen Verkehrsnetz verbessern. Dies ist wichtig für die langfristige wirtschaftliche Entwicklung der Regionen, da der Zugang zu nachhaltigen Transportdiensten in Zukunft deutlich an Bedeutung zunehmen wird. Sönke Behrends’ Modell erklärt wie die komplexen Zusammenhänge der gesellschaftlichen Interessen durch lokale Entscheidungen beeinflusst werden.

Weitere Informationen in der Doktorarbeit: Urban freight transport sustainability – the interaction of urban freight and intermodal transport (auf Englisch)

Quelle: oekonews.at / Bild: Guntram Rehsche

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Donnerstag, 16. Februar 2012

Grüne Innovationen für Arbeit

Unternehmen, die umweltfreundliche Prozessinnovationen einführten, verzeichneten ein um bis zu fünf Prozentpunkte stärkeres Beschäftigungswachstum als Unternehmen, die nicht-umweltbezogene Prozessinnovationen hervorbrachten. Besonders starke Beschäftigungsimpulse gingen von "grünen" Innovationen aus, die zur Einsparung von Material und Energie führten.

Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim in Kooperation mit Prof. Jens Horbach von der Hochschule Augsburg. Sie untersucht die Wirkung von Umweltinnovationen auf das Beschäftigungsverhalten von rund 2.100 Unternehmen in Deutschland in den Jahren 2006 bis 2008. Die Studie nutzt Informationen des Mannheimer Innovationspanels, einer repräsentativen Befragung von deutschen Industrieunternehmen. Über 6.700 Unternehmen wurden zu ihrem Innovationsverhalten befragt. Rund 2.100 von ihnen gaben an, im Untersuchungszeitraum der Jahre 2006 bis 2008 Umweltinnovationen eingeführt zu haben. Als Umweltinnovationen gelten der Studie zufolge Produkt- und Prozessinnovationen, die sich beispielsweise positiv auf die Luft-, Wasser- und Bodenqualität auswirken, oder die einen geringeren Ressourcenverbrauch zur Folge haben und das Klima schonen. Die positive Umweltwirkung kann sich während der Produktion der Ware oder Dienstleistung oder erst während der Nutzung durch den Verbraucher einstellen.

Die Studie zeigt, dass Umweltinnovationen insgesamt zu einer Zunahme der Beschäftigung in den Unternehmen führten. Besonders viele neue Arbeitsplätze entstanden aufgrund von Prozessinnovationen, die Einsparungen beim Material- und Energieeinsatz zum Ziel hatten. So verzeichnen Betriebe, die Prozessinnovationen zur Materialeinsparung realisierten, im Untersuchungszeitraum ein durchschnittliches Beschäftigungsplus von 7,3 Prozent.

Im Bereich der Energieeinsparungen lag der Beschäftigungszuwachs im Schnitt sogar bei knapp acht Prozent. Demgegenüber verzeichneten Unternehmen, die zwar innovativ waren, aber keine „grünen“ Innovationen durchführten, ein Beschäftigungsplus von im Schnitt drei Prozent. Bei Betrieben, die gar nicht innovativ waren, lag das Beschäftigungswachstum sogar nur bei 1,7 Prozent. „Durch umweltfreundliche Prozessinnovationen können die Unternehmen Kosten sparen, da weniger Rohstoffe beziehungsweise Energie eingesetzt werden müssen. Zusätzlich sind Verbesserungen bei der Produktqualität denkbar. In beiden Fällen steigt die Wettbewerbsfähigkeit der innovierenden Unternehmen, ihr Absatz nimmt zu und auch ihre Nachfrage nach Personal zieht an,“ erläutert Dr. Klaus Rennings, für die Studie verantwortlicher Wissenschaftler am ZEW, den Zusammenhang zwischen Umweltinnovationen und Beschäftigung.

Die Studie zeigt indessen auch, dass „grüne“ Innovationen im Bereich der Luft- und Wasserreinhaltung einen unterdurchschnittlichen Einfluss auf die Beschäftigung in den innovierenden Unternehmen hatten. „In diesem Bereich dominieren sogenannte End-of-Pipe-Technologien“, sagt Rennings. „Das sind umweltfreundliche Innovationen, die der eigentlichen Leistungserstellung nachgelagert sind, beispielsweise Luft- und Wasserfilter oder Katalysatoren. Offenbar entstehen dadurch hohe Kostenbelastungen, was die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen eher beeinträchtigt.“

Hier geht es zu >>> ZEW Discussion Papers

Quelle: Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH (ZEW) 2012

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Freitag, 10. Februar 2012

Ökobilanz über's Netz

Der ETH-Spin-off Aveny hat eine Browser-basierte Software für Ökobilanzen entwickelt, die neuartige Kollaborationsmöglichkeiten eröffnet. Firmen sollen dadurch ihre Produkte über den gesamten Lebenszyklus effizienter und nachhaltiger herstellen können.

Life Cycle Analysis (LCA) oder Ökobilanz-Analysen sind das Spezialgebiet des ETH-Spin-offs Aveny. Michael Boesch, Christopher Mutel und Stephan Pfister gründeten das Unternehmen ziemlich genau vor einem Jahr. Davor hatten sie bei Stefanie Hellweg, Professorin für ökologisches Systemdesign am Institut für Umweltingenieurwissenschaften der ETH Zürich, doktoriert. Die industrienahen Dissertationen der Gründer haben Aveny bei der Erarbeitung des Businessplans geholfen. Bereits während des Doktorats hatten die Jungunternehmer in ihren Forschungsprojekten engen Kontakt mit Unternehmen wie dem Zementkonzern Holcim, der nun zu ihren Kunden zählt.

Aveny entwickelt ihre Software für Beratungsunternehmen, Industrie und Universitäten, so zum Beispiel für den Kraftwerksdienstleister «Alstom Power». Dieser nutzt die Software zur ökobilanziellen Modellierung von Kraftwerken, um die Umweltwirkungen über den gesamten Lebenszyklus, das heisst von der Materialproduktion über die Kraftwerkskonstruktion und den Betrieb bis zum Rückbau des Kraftwerks, zu quantifizieren. Ziel ist es, besonders umweltrelevante Aspekte im Kraftwerkslebenszyklus zu identifizieren und zu optimieren. Hierzu führen die Mitarbeitenden von Aveny Schulungen mit der Firma durch. In einem nächsten Schritt soll der so genannte Wasser-Fussabdruck analysiert werden, da Wasser zur Kühlung von thermischen Kraftwerken und bei Wasserkraft in grossen Mengen benötigt wird.

Der grosse Vorteil ihrer Browser-basierten Software sei, so Aveny-CEO Michael Boesch, dass verschiedene Leute gleichzeitig und dezentral an einem Projekt arbeiten könnten. Dies eröffne neue Kollaborations- und Kommunikationswege, welche mit bisherigen Desktoplösungen nicht möglich sind. Dabei fliessen neue Erkenntnisse der Forschung laufend in die Weiterentwicklung der Software ein. Das Wissen heute macht es möglich, nicht nur den Ressourcenverbrauch (zum Beispiel Wasser) insgesamt für ein Produkt zu errechnen, sondern darüber hinaus die geografische Herkunft der Ressource bis auf Stufe einzelner Länder oder Wassereinzugsgebiete zu modellieren. Dies, weil Daten in höherer Auflösung verfügbar sind als noch vor wenigen Jahren und so die Analysen präziser werden.

Zu einer Ökobilanz gehört die Bewertung aller möglichen Auswirkungen eines Produktes, eines Verfahrens oder einer Tätigkeit auf die Umwelt im Verlauf seiner gesamten Lebenszeit (englisch: Life Cycle) – nicht nur innerhalb des Verantwortungs-bereiches der eigenen Firma. Dabei werden die verwendeten Ressourcen wie Energie, Rohstoffe oder Wasser und die Emissionen, die mit dem Produkt in Verbindung zu bringen sind, quantitativ gemessen und ihre Umweltwirkung modelliert.

«Vielerorts fehlt im Moment das Wissen, um der Nachhaltigkeit der eigenen Prozesse auf den Grund zu gehen», erklärt Michael Boesch. Mit dem Thema Ökobilanzen stehen die Jungunternehmer aber nicht alleine da. Weitere ETH-Spin-offs wie «myclimate» bieten ebenfalls Ökobilanzen an oder stellen, wie «ecoinvent», standardisierte Prozessdaten zur Verfügung, die für die Berechnung eines CO2- oder Wasser-Fussabdrucks nötig sind. Christopher Mutel sieht für das grosse Interesse an Ökobilanzen verschiedene Gründe: Einerseits steige der Druck vom Gesetzgeber, Produktionsprozesse nachhaltiger zu gestalten. Andererseits rühme sich kein globaler Player heute noch unnachhaltiger Produktionsmethoden.

Quelle: Lars Gubler / ETH Life

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Montag, 6. Februar 2012

Windprojekt angenommen

Neben Solar- wird Windenergie den Übergang zu einer Vollversorgung mit erneuerbaren Energien möglich machen. Da ist es ein Meilenstein, wenn in einer Volksabstimmung ein umstrittenes Windprojekt gutgeheissen wird - so geschehen am Wochenende im Schweizer Jura.

Die Bürgerinnen und Bürger von Sainte-Croix im Waadtländer Jura haben gemäss einer Medienmitteilung der Windvereinigung Suisse Eole Weitsicht bewiesen. In einer Konsultativabstimmung haben sie am Sonntag dem Bau eines Windparksmit 53% Ja zugestimmt. Suisse Eole zeigt sich zuversichtlich, dass auch andere Regionenbereit sind, ihren Beitrag zum Gelingen der Energiewende zu leisten. Gleichzeitig gratuliert die Windvereinigung den Bürgerinnen und Bürgern von Sainte-Croix zu «ihrem mutigen und klugen Entscheid». Er zeige, dass einer Mehrheit die Zukunft unserer Energieversorgung am Herzen liegt und diese auch gewillt ist, den Tatbeweis vor Ort zu erbringen. Denn die Energiewende klappt nur, wenn alle Regionen entsprechend ihren natürlichen Ressourcen ihren bestmöglichen Beitrag leisten.

Das Windparkprojekt in Sainte-Croix hat eine bewegte Geschichte: Während 15 Jahren standen sich Gegner und Befürworter gegenüber. Mit Halbwahrheiten hatten strikte Windenergiegegnerversucht, die Bevölkerung zu verunsichern. Suisse Eole hofft, dass sich nun die Gemüter abkühlen und die Gemeinde zu einem konstruktiven Klima zurückfindet. Der Windpark Sainte-Croix wird mit seinen sechs Windturbinen jährlich rund 22 Millionen kWh sauberen Strom produzieren. Das entspricht dem Verbrauch von 6100 Haushalten.

Der Entscheid von Sainte-Croix bestätigt die Schweizer Windbranche in ihrer bisherigen Praxis: Projekte sind sorgfältig, transparent und in engster Zusammenarbeit mit den regionalen Interessenvertretern voranzutreiben. Windenergie gehört zu den kostengünstigen erneuerbaren Energien und weist eine hervorragende Ökobilanz auf. In der neuen Energiepolitik des Bundes spielt sie eine unverzichtbare Rolle. Nach neuesten Prognosen könnten um das Jahr 2020 in der Schweiz jährlich 1200 GWh Windstrom produziert werden, was zwei Prozent des gegenwärtigen Stromverbrauchs entspricht.

Quelle: Suisse Eole

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Deutschland wächst nachhaltig

Mit dem Umweltwirtschaftsbericht 2011 wird zum zweiten Mal nach 2009 ein Bericht über den Stand, die Herausforderungen und die Perspektiven der Umweltwirtschaft in Deutschland vorgelegt. Er zeigt, dass Deutschland auf dem Weg zu neuem, umweltverträglichem Wachstum schon erhebliche Fortschritte gemacht hat. Heute werden zum Erwirtschaften der gleichen Erträge deutlich weniger Rohstoffe, Flächen und Energie benötigt und weniger Schadstoffe ausgestoßen als noch vor zehn Jahren.

Die Umweltwirtschaft ist eine Querschnittsbranche, die Unternehmen umfasst, die Umweltschutzgüter und -dienstleistungen produzieren und anbieten. Der Bericht dokumentiert ihre kontinuierlich zunehmende Bedeutung innerhalb der deutschen Wirtschaft und bestätigt die Vorreiterrolle deutscher Unternehmen auf diesem Gebiet. Die Produktion von Umweltschutzgütern in Deutschland ist weiter überdurchschnittlich gewachsen und erreicht inzwischen ein Produktionsvolumen von fast 76 Milliarden Euro. Mit einem Welthandelsanteil von 15,4 Prozent liegt Deutschland auf einem Spitzenplatz beim Export von Umweltschutzgütern. Nach jüngsten Berechnungen gibt es knapp 2 Millionen Beschäftigte in der Umweltwirtschaft - ein neuer Höchststand. Bundesumweltminister Norbert Röttgen ist sich sicher: "Diesen Trend wird die Energiewende noch deutlich beschleunigen".

Der Bericht, so Röttgen, sei auch ein Beleg für die Gestaltungskraft von Politik auf dem Weg in eine nachhaltige, ressourcenschonende Wirtschafts- und Lebensweise: "Die Innovationskraft der Umweltwirtschaft ist auch ein Erfolg von Rahmensetzungen in der Umwelt- und Energiepolitik." Zugpferd dieser dynamischen Entwicklung waren und bleiben die erneuerbaren Energien. Auch während der weltweiten Wirtschaftskrise legte dort die Güterproduktion zu - und zwar gegen den allgemeinen Trend. Der Weltmarkt für umweltfreundliche Energietechnologien soll sich nach einer Prognose von Roland Berger bis 2020 fast vervierfachen, für die erneuerbaren Energien wie Photovoltaik, Solarthermie, Biogasanlagen und Windenergie werden jährlich weltweite Wachstumsraten des Umsatzes von 15 bis über 30 Prozent erwartet - eine große Chance für deutsche Unternehmen.

Die Zukunftsdynamik nachhaltiger Produktion wird durch ein weiteres interessantes Ergebnis unterstrichen: In der Umweltwirtschaft wird außergewöhnlich häufig, intensiv und kontinuierlich geforscht. Fast 80 Prozent der Produktionsbereiche in der Umweltbranche sind besonders forschungs- und wissensintensiv. Ziel ist, Innovations- und Umweltpolitik sinnvoll zu verzahnen und gleichzeitig neue Märkte für Umwelttechnologien zu erschließen - ein wichtiges Thema im Wissenschaftsjahr 2012.

Der Umweltwirtschaftsbericht zeigt: Deutschland hat bei der ökologischen Modernisierung von Wirtschaft und Gesellschaft schon viel erreicht: Zwischen 1990 und 2010 stieg die Energieproduktivität um 38,6 Prozent, die Rohstoffproduktivität sogar um 46,8 Prozent. Erfreuliche Entwicklungen gab es auch bei den Luftschadstoffemissionen: Gegenüber 1990 konnten sie im Berichtzeitraum um 56,4 Prozent verringert werden. Bei der Verwertung von Abfällen und seiner umweltfreundlichen Beseitigung ist Deutschland ebenfalls Vorbild: Rund 90 Prozent der Bauabfälle und 63 Prozent der Siedlungs- und Produktionsabfälle werden bereits recycelt.

Bundesumweltminister Röttgen bilanziert: "Deutschland wächst immer nachhaltiger". Der Umweltwirtschaftsbericht 2011 zeigt die Dynamik und das Potential dieser Entwicklung. Deutschland gelingt es immer besser, umweltschädliche Emissionen kontinuierlich zu reduzieren, Stoffkreisläufe so weit wie möglich zu schließen und Ressourcen effizient zu nutzen. Die Energiewende ist die wichtigste strategische Weichenstellung auf diesem Weg. Sie stärkt die Leistungsfähigkeit unserer Umweltwirtschaft und ist die Grundlage für eine weitere Beschleunigung des nachhaltigen Umbaus unserer Energieversorgung, unserer Wirtschaft und unserer Gesellschaft. Deutschland will Industrieland bleiben. Aber eines, das technologisch modern, wettbewerbsfähig, und zukunftsorientiert ist. Das Kreislaufwirtschaftsgesetz und das Ressourceneffizienzprogramm sind nächste konkrete Schritte auf diesem Weg."

Jochen Flasbarth, Präsident des Umweltbundesamtes: "Der Umweltwirtschaftsbericht belegt, dass Umweltschutz in Deutschland eine außerordentliche wirtschaftliche Erfolgsgeschichte ist. Ohne den Wirtschaftsmotor Umweltschutz wäre Deutschland schlechter über die Krise gekommen. Große Beschäftigungschancen liegen auch künftig vor allem beim Klimaschutz und der Steigerung der Ressourceneffizienz. Auch die Perspektiven beim Export von Umwelt- und Effizienztechnologien sind hervorragend, weil die globalen Märkte für diese Technologien in den nächsten Jahrzehnten weit überdurchschnittlich wachsen werden. Deutschland sollte daher den Weg in eine Green Economy auch aus wirtschaftlichen Gründen entschlossen fortsetzen. Dies ist auch deshalb erforderlich, weil andere Länder wie China oder Südkorea die im Umweltschutz liegenden Chancen ebenfalls erkannt haben." Der Umweltwirtschaftsbericht stützt sich auf zahlreiche Forschungsvorhaben und Zahlenmaterial von statistischen Ämtern.

Quelle: Bundesministerium für Umwelt Deutschland

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Mittwoch, 1. Februar 2012

Nachhaltigkeit von Ländern

Über die Entwicklung der Finanzratings der Staaten im Euroraum, aber auch der USA wurde in den vergangenen Monaten heftig diskutiert. Vor allem nachhaltigkeitsorientierte Investoren sind davon überzeugt, dass die klassischen Finanzratings die Fähigkeit der Staaten, ihren Verpflichtungen aus der Emission von Staatsanleihen nachzukommen, nur unzureichend widerspiegeln.

Die zusätzliche Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsratings, die die sozialen und ökologischen Verhältnisse in den Staaten bewerten, ermöglicht eine fundiertere Einschätzung der Bonität der Staaten. Im aktuellen Länderrating der Nachhaltigkeits-Ratingagentur oekom research scheitern Griechenland, Italien, Portugal und Spanien ebenso an der oekom Prime Schwelle wie die USA. Die ersten Plätze nehmen Norwegen, Schweden und Dänemark ein, Deutschland landet auf Platz 6.

Insgesamt 51 Staaten sowie die Europäische Union hat oekom research im Hinblick auf deren soziale und ökologische Zukunftsfähigkeit analysiert. Bewertet wurden unter anderem der Stand der Meinungs- und Pressefreiheit, die Investitionen in Bildung und moderne Infrastruktur sowie der Energiemix und der Umgang mit dem Klimawandel. Norwegen und Schweden konnten ihre Spitzenplätze verteidigen, Dänemark hat sich im Vergleich zum Vorjahr von Rang 9 auf Rang 3 verbessert. Ursache hierfür sind vor allem Verbesserungen im Umweltbereich, beispielsweise beim Klimaschutz und beim Energiemix. Österreich rangiert auf Platz 5 gefolgt von Deutschland auf Platz 6. Ebenso wie diese Länder erreichen auch die Schweiz, Großbritannien und Frankreich den oekom Prime Status, mit dem insgesamt 21 Staaten ausgezeichnet wurden. Er wird an Staaten vergeben, die den strengen von oekom research definierten Mindestanforderungen an eine verantwortungsvolle Gestaltung des politischen und gesellschaftlichen Systems genügen.

Den oekom Prime Status verpasst haben dagegen die südeuropäischen Krisenstaaten Griechenland, Italien, Portugal und Spanien. „Griechenland hat bereits schlechte Bewertungen in unserem Nachhaltigkeitsrating erhalten, als konventionelle Ratingagenturen hier noch Noten im A-Bereich verteilt haben,“ stellt Oliver Rüter, Research Director bei oekom research, fest. „Bei Investoren, die sich in der Vergangenheit am Nachhaltigkeitsrating orientiert haben, liegen heute keine griechischen Staatsanleihen im Depot.“

Die USA landen auf Rang 44. Viele der Hoffnungen, die mit dem Amtsantritt von Präsident Barack Obama verbunden waren, haben sich nicht erfüllt. So verweigern die USA nach wie vor einen konstruktiven Beitrag zum internationalen Klimaschutz und der Verbrauch an Energie und Ressourcen ist unverändert hoch. Die wachsenden Einkommensunterschiede führen zu sozialen Spannungen in der Gesellschaft, wie beispielsweise die Proteste der Occupy-Bewegung an der Wallstreet zeigen.

„Staaten, die in Bildung investieren, die die Erforschung und Entwicklung der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz fördern und ihren Bürgern Zugang zu modernen Informations- und Kommunikationsmedien verschaffen, legen damit die Grundlagen für eine positive wirtschaftliche Entwicklung des Landes,“ erläutert Oliver Rüter die Aussagekraft des Nachhaltigkeitsratings. Von ebenso hoher Bedeutung sind die rechtlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Eine pluralistische Gesellschaft, in der die Bürger- und Menschenrechte, Presse- und Meinungsfreiheit umfassend gewährleistet sind und in der alle Bürger den Zugang zu staatlichen Leistungen unabhängig von ihrer Fähigkeit haben, Bestechungsgelder zu zahlen, findet in Krisensituationen andere Mechanismen der Konfliktlösung als Staaten, in denen diese Rechte eingeschränkt sind. Dies alles sind Faktoren, die sich positiv auf Leistungsfähigkeit eines Staates auswirken und damit auf deren Bonität.

Das Länderrating von oekom research umfasst die OECD-Mitglieder sowie die wichtigsten Schwellenländer. Es dient in erster Linie Investoren und Finanzdienstleistern als Entscheidungsgrundlage für nachhaltige Kapitalanlagen. Die Rating-Agentur oekom research führt die Untersuchung jährlich durch und beleuchtet dabei 150 ökologische und soziale Analysekriterien. Ein Ausschnitt aus dem Ranking des Länderratings von oekom research ergibt folgendes Bild:

1 Norwegen
2 Schweden
3 Dänemark
4 Finnland
5 Österreich
6 Deutschland
10 Schweiz
15 Europäische Union
17 Großbritannien
21 Frankreich
27 Italien
36 Brasilien
44 USA
51 Südafrika
52 Indien

Quelle: oekonews.at

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