Donnerstag, 29. März 2012

Klimawandel verändert Städte

Die Städte der Welt werden in den nächsten beiden Jahrzehnten um 1,5 Mio. Quadratkilometer wachsen, was der Größe von Frankreich, Deutschland und Spanien zusammen entspricht. Welche Herausforderungen sich dadurch an die Politik und Stadtplanung stellen, diskutieren derzeit Experten bei der Konferenz "Planet under Pressure" in London.

"Städte sind seit dem Zweiten Weltkrieg in einer Weise gewachsen, die weder aus sozialer noch ökologischer Sicht nachhaltig ist. Die Umweltkosten der Urbanisierung sind zu groß, als dass sie in Zukunft tragbar sein könnten", so Stadtforscher Karen Seto von der Yale University. Das Hauptproblem: Die nordamerikanische Vorstadt hat sich globalisiert, und vom Auto abhängige Strukturen haben sich als Norm durchgesetzt.

Derzeit hält die Menschheit bei sieben Mrd., und jede Woche kommt eine Mio. dazu. Der Großteil dieses Wachstums findet in den urbanen Zentren statt. Gemeinsam mit der Mrd. von Zuziehenden aus Landregionen wird sich die globale Stadtbevölkerung von derzeit 3,5 Mrd. bis 2050 auf 6,3 Mrd. erhöhen. Problematisch dabei: Heute schon stammen 70 Prozent der CO2-Ausstöße aus den Städten. Ohne Gegensteuern wachsen diese Mengen bis 2030 von derzeit 25 Mrd. auf 36,5 Mrd. Tonnen. 1990 waren es noch 15 Mrd. Tonnen gewesen.

Weniger Heizung und weniger Auto: "Ein ökologisches Hauptproblem der Städte ist der Flächenverbrauch. Viele deutsche Städte etwa haben zwar gewisse Fortschritte im Klimaschutz erzielt, scheitern jedoch bei weiteren CO2-Verbesserungen an der großen Fläche pro Einwohner", erklärt Sabine Drewes, Referentin für Kommunalpolitik und Stadtentwicklung bei der Heinrich-Böll-Stiftung http://boell.de

Viel Fläche bedeutet stets mehr Heizaufwand, mehr elektrische Geräte und Möbel sowie auch zunehmender Verkehr. Die klimafreundliche Gestaltung der Städte heißt in Zukunft deshalb, noch mehr um Kompaktheit bemüht zu sein. "In Europa wird sich der Verkehr ändern und deutlich weniger auf das Auto zentrieren und CO2-Kompensationen sowie das Thema Biodiversität werden mehr ins Zentrum rücken - etwa durch Baumpflanzungen, Fassadenbegrünung und ausreichende Grünzonen", erklärt Drewes. Spezielles Potenzial für den Klimaschutz sieht die Expertin in städtischer Bürgernähe, ihrer Vorbildwirkung und durch eigene Maßnahmen, die zur Energiewende beitragen.

Quelle: © Franz Alt / Sonnenseite

^^^ Zur Homepage Nachhaltigkeitsmedia

Mittwoch, 21. März 2012

Erdbeeren zerstören Umwelt

Deutsche Zeitungen dokumentieren eines der aktuellsten Umweltprobleme - auch die Schweiz ist beteiligt. Denn jetzt liegen die ersten Erdbeeren aus Südspanien in den Supermärkten. Angebaut wurden sie mithilfe Tausender illegaler Brunnen – ein riesiges Umweltproblem.

Erdbeere aus Südspanien

Sie werden in Deutschland für unter zwei Euro das Pfund verkauft. Doch die Erdbeeren aus Spanien, die derzeit Supermärkten angeboten werden, sind eigentlich unbezahlbar. Sie kommen aus Südspanien und sind häufig mithilfe illegal gebohrter Brunnen produziert worden. Dabei leidet Südspanien schon lange unter Wassermangel. Das liegt am heißen Klima, vor allem aber an der legalen und illegalen Bewässerung von Erdbeerfeldern. Bis Mitte des Jahrhunderts rechnet die EU-Kommission wegen des Klimawandels zudem rund um das Mittelmeer mit massivem Wasserstress.

Das Geschäft mit dem "roten Gold" ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in Südspanien. Rund 400 Millionen Euro setzen die Bauern jährlich mit Erdbeeren um. Rund 50.000 Menschen arbeiten in den Erdbeeren, die hier das ganze Jahr über produziert werden. Neun Zehntel der Produktion exportiert Spanien. Ein gutes Drittel davon wird in Deutschland verkauft, dicht gefolgt von Frankreich.

Seit den achtziger Jahren wird das Problem der illegalen Brunnen in Südspanien bereits öffentlich diskutiert. Doch passiert ist wenig, kritisiert die Umweltstiftung WWF, die gerade eine neue Studie zum Thema veröffentlicht hat. Insgesamt gibt es in Spanien rund eine halbe Million illegal gebohrter Brunnen; sie sind ziemlich gut dokumentiert. Die örtlichen Behörden wissen relativ genau, dass etwa die Hälfte der Bauern nicht für die Bewässerung der Erdbeerfelder bezahlt.

Allein im direkten Umfeld des Nationalparks Coto de Donana gibt es nach WWF-Angaben rund 2.000 illegale Brunnen. In diesem Nationalpark leben die letzten iberischen Luchse. Außerdem rasten und überwintern dort hunderttausende Zugvögel. Seit Jahren sinkt der Grundwasserspiegel. Immer öfter trocknen die Zuflüsse im Sommer aus.

Wer nun glaubt, es wäre besser, zu marokkanischen Erdbeeren zu greifen, die ebenfalls immer öfter zu haben sind, irrt sich. In Marokko werden 80 bis 90 Prozent des genutzten Süßwassers für die Bewässerung der Exportlandwirtschaft verwendet. Ein Großteil der Zitrusfrüchte auf dem europäischen Markt kommt aus Marokko und nun auch noch Erdbeeren. Seit 1969 ist nach Angaben der Europäischen Umweltagentur (EEA) der Grundwasserspiegel in Marokko jedes Jahr um 1,5 Meter gesunken. Die Brunnen pumpen inzwischen Wasser aus bis zu 200 Metern Tiefe. Ähnliche Probleme gibt es auch in Griechenland und Italien. Dort sind sie aber schlechter dokumentiert.

Erschienen im Tagesspiegel

«Wir brauchen grüne Wirtschaft»

Das deutsche Umweltbundesamt (UBA) sieht exzellente Chancen, um mit Umweltschutz die wirtschaftliche Erneuerung global voranzubringen: „Früher häufig als Kostentreiber und Wachstumsbremse verrufen, hat der Umweltschutz das Potential zum Wohlstandstreiber moderner Volkswirtschaften,“ sagte UBA-Präsident Jochen Flasbarth bei der Vorstellung der UBA-Jahrespublikation „Schwerpunkte 2012“

Würden die bisherigen Produktionsweisen mit hohem Klimagasausstoß und Rohstoffverbrauch beibehalten, brächte dies die Welt langfristig an den Rand des ökologischen und ökonomischen Kollapses. Von der UN-Konferenz für nachhaltige Entwicklung in Rio de Janeiro im Juli 2012 wünscht sich Flasbarth daher einen globalen Impuls: „Wir brauchen eine grüne Wirtschaft. Dass das auch wirtschaftliche Vorteile bringt, sehen wir in Deutschland: Deutsche Unternehmen sind weltweit führend beim Export von Umweltschutzgütern. Schon heute sind etwa zwei Millionen Menschen im Umweltschutz beschäftigt. Allein die erneuerbaren Energien haben gut 370.000 Jobs geschaffen, deren Zahl während der Finanzkrise sogar weiter gestiegen ist.“ Weitere 630.000 Arbeitsplätze seien möglich, wenn das Klimaschutzziel der Bundesregierung, die Treibhausgase bis 2020 um 40 Prozent zu senken, konsequent umgesetzt werde.

Weltweit nimmt der Verbrauch an natürlichen Ressourcen und die Konkurrenz um knappe Rohstoffe rasant zu. Der Bereich ist Paradebeispiel für einen Sektor, in dem Ökonomie und Ökologie Hand in Hand gehen könnten: „Für viele Rohstoffe ist der Weltmarktpreis stark gestiegen. Für Unternehmen ist es wirtschaftlich interessant, statt Gold, Kupfer oder Palladium immer wieder neu auf dem Weltmarkt einzukaufen, möglichst ressourceneffizient zu produzieren und Rohstoffe zu recyceln. Das entlastet auch die Umwelt,“ so Flasbarth.

Die bisherige Strategie der Wirtschaft die Rohstoffknappheit durch möglichst günstige Vereinbarungen mit einzelnen Lieferländern zu lösen, sei viel zu kurzsichtig. Besser sei, Rohstoffe schon in der Herstellung sparsam einzusetzen und langlebige Produkte zu designen, die sich gut wiederverwenden und recyceln ließen. Die Steigerung der Rohstoffeffizienz birgt ebenfalls ein enormes Beschäftigungspotential: Bis zu 700.000 Arbeitsplätze sind bei konsequenter Umsetzung aller Materialeinsparungspotentiale im verarbeitenden Gewerbe bis 2030 möglich.

Die Chemieindustrie – ein bedeutender Wirtschaftssektor in Deutschland und Motor für innovative Produkte – kann ebenfalls elementarer Baustein einer Grünen Wirtschaft sein: „Nachhaltige Lösungen ergeben sich nicht nur durch Regulierung, gerade Unternehmen können kooperativ zusammen arbeiten,“ so Flasbarth. Ein Beispiel ist das so genannte Chemikalienleasing. Hier verdient ein Chemikalienlieferant nicht am Verkauf möglichst vieler Chemikalien, sondern vermietet diese – etwa ein Lösemittel zur Platinenherstellung. Dieses nimmt er dann zurück, um es aufzubereiten und gegebenenfalls erneut anzubieten. Ein Chemikaliennutzer kauft also lediglich die Funktion der Chemikalie nebst fach- und umweltgerechter Entsorgung. Beim Chemikalien-Leasing verdient der Anbieter an seinem Know-how. Das entlastet die Umwelt, da ein großer Anreiz besteht, weniger Stoffe einzusetzen und den Chemieabfall und Emissionen deutlich zu verringern. Ein anderes Beispiel ist die Krankenhaushygiene, wo spezialisierte Anbieter Desinfektionsmittel wesentlich effizienter einsetzen.

Die Industriestaaten mit ihrer großen Innovationskraft ermutigt Flasbarth, Schwellen- und Entwicklungsländer beim nachhaltigen Umgang mit Chemikalien zu unterstützen: „Allein die Massenproduktion unseres Bedarfs an Kleidung und Schuhen in den Schwellen- und Entwicklungsländern verursacht erhebliche Probleme für die globale Umwelt und vor Ort. Wir wohlhabenden Länder sollten stärker dafür sorgen, dass wir mit unseren Chemieprodukten und -prozessen auf dem Weltmarkt keine Risiken exportieren, sondern nachhaltige Lösungen.“Quelle: Umweltbundesamt | Jochen Flasbarth 2012

^^^ Zur Homepage Nachhaltigkeitsmedia

Freitag, 16. März 2012

100 Prozent erneuerbar!

Jetzt haben wir es Schwarz auf Weiss: Auch für die Schweiz gibt es den schnellen Weg zu einer Vollversorgung mit Erneuerbaren Energien. Mit vielen Fakten unterlegt, zeigt der Basler Energieexperte Rudolf Rechsteiner, dass Wasserkraft in Kombination mit Solarenergie die Schweizer Energiewirtschaft schnell revolutionieren kann – oder könnte.

Drei Entwicklungen stellt der Basler Alt-SP-Nationalrat an den Anfang seines Buches, dessen erstes Kapitel im folgenden wegen seiner wegweisenden energiepolitischen Erkenntnisse zusammengefasst sein soll. Die herrschende Energiewirtschaft ist immer noch vom Erdöl dominiert, dieses ist aber in den vergangenen zehn Jahren um etwa das Fünffache teurer geworden. Zweitens hat sich aller beschworenen Renaissance zum Trotz die Atomwirtschaft im gleichen Zeitraum deutlich zurückgebildet – ihr Anteil an der Weltstromerzeugung sank von einem Fünftel auf einen Siebtel. Und parallel zu diesen beiden Bewegungen in der fossilen und nuklearen Energiewelt haben die Erneuerbaren wie Wind und Sonne unglaublich viel Boden gut gemacht, sind aus einer reinen Nische zu einem bedeutenden Faktor geworden.

Inwieweit das zu- und auch die Schweiz betrifft, schildert Rechsteiner im Eingangskapital seines eben in die Läden gelieferten Buches «100 Prozent erneuerbar» gut verständlich und stets mit eingängigen Grafiken unterlegt – man erinnert sich diesbezüglich an die wertvollen Wirtschaftsbücher von Rudolf H. Strahm, eines anderen ehemaligen SP-Nationalrats. Doch Rechsteiner bleibt bei seinen Leisten, sprich, er widmet sich auch in diesem im Orell-Füssli-Verlag herausgegebenen und von Greenpeace unterstützten Buch der Energiefrage im engeren Sinn, die er schon während seiner 12jährigen Parlamentstätigkeit als Basler Nationalrat hauptsächlich betrieb (daneben galt er dort als Spezialist für Vorsorgefragen der 2. Säule).

Eine Art Vorsorge ist ja auch das Verfolgen der Energiewirtschaft – und das Aufzeigen, welches Potential in den Erneuerbaren Energien steckt. Noch bevor der Autor ins Detail geht, zeigt er bereits im Eingangskapitel des neuen Buchs, dass die Option 100 Prozent erneuerbar für die Schweiz erstens ein gangbarer Weg ist, zweitens sich unser Land sogar besonders eignet für diesen Weg und drittens die Kombination von vorhandener Wasserkraftinfrastruktur und dem Potential der Solarenergie eine baldige Realisierung möglich macht. Ja hier belegt es einer ganz konkret (der Westschweizer Nationalrat und Swissolarpräsident Roger Nordmann hatte es auch schon getan, siehe Solarmedia vom 11. Mai 2011), dass die Solarenergie der Schlüssel für diesen Schweizer Weg zu den Erneuerbaren ist. Insofern hat Rechsteiner seine Position gegenüber früher geändert, was ja aufgrund neuer Gegebenheiten nicht verboten ist. Denn einst galt er als Verfechter einer Energiestrategie, die in Bezug auf die Erneuerbaren vor allem auf den Wind setzte – und dabei zu einem guten Teil auf Wind aus Norddeutschland. Verbunden mit dem Problem der Netzinfrastruktur, die noch immer einer Lösung harrt.

Aber eben, jetzt ist der Wind für Rechsteiner noch eine mögliche Option für die Winterenergielücke (vorallem November bis Januar). Während in der ganzen restlichen Zeit einer Kombination von Wasserkraft (nach einem moderaten Ausbau) und solarer Stromerzeugung, der so genannten Photovoltaik, nach seinen Berechnungen ausreicht, selbst einen steigenden Strombedarf der Schweiz bis ins Jahr 2030 vollumfänglich erneuerbar zu decken. Möglich wird das von Seiten der Solarenergie, wie Rechsteiner plausibel aufzeigt, weil vor allem die Alpenregion ein grosses Potential aufweist mit Solarstromerträgen, die jenen Südeuropas gleichkommen (wenig Nebel, sehr viel Sonnenschein, für die Photovoltaik zuträgliche kühle Temperaturen). Weil sich Solaranlagen insbesondere seit 2009 enorm verbilligt haben und diese Entwicklung (im Gegensatz zur Preisentwicklung bei den fossilen und nuklearen Brennstoffen) weiter geht, ist die skizzierte Option nicht nur eine ökologisch sinnvolle, sondern auch eine ökonomisch tragbare.

Wie realistisch der Weg ist, zeigt auch die Situation rund um die Kostendeckende Einspeisevergütung (KEV). Sie macht exemplarisch klar, welch ein Machtkampf um die künftige Stromversorgung hierzulande tobt. Denn eine Ausdehnung der KEV, respektive eine Berücksichtigung aller hängigen Gesuche, erlaubte bereits heute eine Stromproduktion, die jene der drei AKW Mühleberg, Beznau I und II ersetzte. Und dank der vorhandenen und im Bau befindlichen Speicherseen lässt sich auch das Problem des fehlenden Sonnenscheins zu Nacht- und Winterzeiten lösen. Die herkönnliche Stromlobby wehrt sich noch, doch nicht nur Rechsteiner ist voll des Optimismus, dass sich die erneuerbare Variante dank ihrer vielen Vorteile, letztlich dank der Macht des Faktischen durchsetzen wird.

Rudolf Rechsteiner: «100 Prozent erneuerbar», Orell Füssli Verlag, 2012, 29.90 CHF






© Solarmedia

^^^ Zur Homepage Nachhaltigkeitsmedia

Donnerstag, 15. März 2012

Mehr CO2 als je zuvor

Australische Forscher belegen mit neuen Zahlen: Der Klimawandel schreitet voran. Es gibt mehr Kohlendioxid in der Atmosphäre als je und die Temperaturen steigen weiter an.

Aus der Erde geholt und verbrannt: Fossile Brennstoffe sind mitverantwortlich für den rapiden CO<sub>2</sub>-Anstieg – im Bild  ein Kohle-Kraftwerk in Kansas, USA. (Archivbild)

Fossile Brennstoffe sind mitverantwortlich für den rapiden CO2-Anstieg – im Bild ein Kohle-Kraftwerk in Kansas, USA. (Archivbild: Keystone)

Keine Entwarnung beim Klimawandel, wie die Nachrichtenagentur SDA und der Tages-Anzeier melden: Nach einem konjunkturbedingten Rückgang der klimaschädlichen Kohlendioxid- Emissionen 2009 hat der Ausstoss wieder kräftig angezogen. Das bestätigte das australische Wissenschaftsinstitut CSIRO am Mittwoch. Der Ausstoss an Kohlendioxid (CO2) sei weltweit gesehen 2009 um 1,2 Prozent zurückgegangen, im Jahr 2010 jedoch um 5,9 Prozent gestiegen. Zudem habe die Konzentration in der Atmosphäre mit 390 ppm (Teile pro Millionen Teile) im vergangenen Jahr Rekordniveau erreicht.

Sie war «erheblich höher als in den vergangenen 800'000 Jahren», heisst es in der Studie. In dem Zeitraum habe sie natürlicherweise zwischen 170 und 300 ppm gelegen. Auf der Skala der wärmsten Jahre rangiert 2011 nach dieser Studie auf Platz 11, allerdings wurde die Erde auch durch das Klimaphänomen La Niña abgekühlt. 2010 war gemessen an den Durchschnittstemperaturen das wärmste Jahr seit Messbeginn 1880. 13 der wärmsten Jahre wurden in den vergangenen 15 Jahren verzeichnet. «In der geologischen Geschichte der Erde passieren Veränderungen dieser Grössenordnung höchst selten», sagte Karl Braganza, Chef der Abteilung Klimabeobachtung beim staatlichen australischen Büro für Meteorologie.

Der Meeresspiegel lag im vergangenen Jahr im Durchschnitt 210 Millimeter über dem Niveau von 1880. Er wird je nach Ort jedoch durch viele Faktoren beeinflusst. So war der Anstieg seit 1993 im Norden und Nordwesten Australiens nach dieser Studie besonders eklatant. Die Ozeantemperaturen steigen ebenfalls kontinuierlich.

Trotz der beiden in Australien ungewöhnlich kühlen Jahre 2010 und 2011 sei der Trend eindeutig, sagte Braganza: «Der Klimawandel geht weiter.» In Australien sei die Durchschnittstagestemperatur seit 1910 um 0,75 Grad gestiegen, mit dem grössten Anstieg seit 1970. Nachts sei es sogar um 1,1 Grad wärmer als vor rund 100 Jahren. Der rapide Wandel habe eine klare Ursache, sagte Braganza. «Dies passiert, weil wir fossile Brennstoffe aus der Erde holen und praktisch alles verbrennen.» Australien ist der grösste Kohleexporteur der Welt und gehört pro Kopf gerechnet mit 20,5 Tonnen CO2-Emissionen zu den weltweit grössten Klimasündern. Das Land generiert 80 Prozent seines Stroms durch Kohle. Die Regierung will den CO2 bis 2020 um fünf Prozent unter das Niveau von 2000 bringen. Ab Juli sollen die grössten Luftverschmutzer für den CO2 zahlen. Gleichzeitig beginn ein nationaler Handel mit CO2-Zertifikaten.

Quelle: TA / SDA

^^^ Anfang der Startseite

Mittwoch, 14. März 2012

Hilfe, die LOHAS kommen

Müll sortieren, Biosprit tanken, Vegetarier werden - übertreiben es die Deutschen mit ihrem Ökofimmel? Aber sicher! Vor allem die Spezies der scheinbar modernen, naturbewussten Städter schadet der Umwelt mehr, als ihr lieb sein dürfte.

Jeden Dienstagnachmittag fährt ein weißlackierter Kleintransporter mit geöffneter Schiebetür durch unsere Straße; dann bellen die Hunde und die Kinder freuen sich: Hurra, der Mann mit dem komischen Gemüse ist wieder da. Im Handumdrehen tauscht er unsere leere Kiste von letzter Woche gegen eine volle neue aus. Dazu noch sechs Flaschen naturtrüben Apfelsaft, schon muss er weiter. Die Zeit drängt. Seine Tour ist noch lang. Der Gemüsemann gehört zu einem Wirtschaftszweig, der gefühlt inzwischen die halbe Stadt ernährt: die Biokistenbranche. Besonders Familien lassen sich ihre Wochenration an möglichst kerngesunden und biologisch vorteilhaften Lebensmitteln gerne nach Hause liefern. Das ist zwar teuer, aber es spart Zeit und Nerven. Man lernt die Pastinake, die Topinambur-Knolle und manche Salatsorte kennen, von der man früher glaubte, es handele sich um Unkraut oder Ziegenfutter.

Außerdem wird die gesamte Nachbarschaft darüber informiert, wie ernst man das Thema Nachhaltigkeit nimmt, ein wertvoller Prestige- und Distinktionsgewinn. Der Erfolg der Biokisten hängt eng mit dem Aufstieg einer ökosensiblen Konsumentenschicht zusammen, den sogenannten "Lohas". Das Wort ist ein englisches Akronym; es steht für "Lifestyle of Health and Sustainability". Gemeint sind Menschen, die gesteigerten Wert auf Gesundheit und Nachhaltigkeit legen, und gern bereit sind, dafür etwas mehr auszugeben.

"Lohas versöhnen, was bislang unvereinbar schien", hieß es in einem SPIEGEL-Artikel: "Grünkern und Gucci in Schönheit und Bekömmlichkeit vereint". Für Lohas ist Kaufen von großer Bedeutung. Sie glauben, dass ihre Konsumentscheidungen Folgen haben, die weit über den Augenblick hinausreichen. Lohas kaufen nur solche Produkte, die hohe ethische Standards erfüllen. Wegwerf- und Einwegprodukte werden gemieden. Am besten, Aldi würde öko und Kik wäre weg vom Fenster.

"Mit jeder Kaufentscheidung gebe ich quasi einen Wahlschein an der Kasse ab", sagt Daniel Dahm, Mitgründer des Webportals utopia.de: "Mit jeder Kaufentscheidung unterstütze ich eine bestimmte Wirtschaftsweise." Der Buchautor Fred Grimm ("Shopping hilft die Welt verbessern") fasst die Philosophie des kritischen Konsumismus so zusammen: "Ich kaufe, also bin ich der Bestimmer." Wer Berliner Lohas in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten möchte, sollte an einem ganz normalen Samstagvormittag die Bergmannstraße in Kreuzberg, den Winterfeldtmarkt in Schöneberg oder den Kollwitzplatz im Prenzlauer Berg aufsuchen. Da kommen sie garantiert vorbei: geschmackssicher gekleidete Männer und Frauen in lässiger Haltung, nicht mehr ganz jung, aber mit dem Turnschuhmodell ihrer Jugend an den Füßen, ein sympathisches Völkchen, das der Sänger Rainald Grebe so beschreibt: "Die Menschen sehen alle gleich aus, irgendwie individuell." Dazu je zwei Kinder, die Friedrich und Emma oder Lovis-Emanuel und Lotte-Pippa heißen.

Der Einzelhandel hat sich voll auf die Wohlfühl-Kundschaft eingestellt. Im Prenzlauer Berg gibt es ein Babymodengeschäft namens "Wunschkind", ein Schuhgeschäft namens "Goldmarie", einen Hutladen namens "Glücksfilz" und das Eiscafé "Kauf dich glücklich". In Berlin fand auch der erste deutsche Carrotmob statt, organisiertes Einkaufen für Menschen, die damit die Welt verbessern wollen. Einige Dutzend Leute hatten sich über Facebook zum Großeinkauf in einem Berliner Supermarkt verabredet. Auf Kommando stürmten sie ins Geschäft und räumten die Regale mit den Bioprodukten leer. Die Idee des Carrotmobs stammt aus den USA. Es geht darum, den Einzelhandel zu animieren, möglichst viel Bio anzubieten und den ökologisch korrekten Weg einzuschlagen, wie ein Esel, dem eine Karotte vor die Nase gehalten wird.

Der Filialleiter des Berliner Supermarkts freute sich jedenfalls über die Kundschaft. Befürchtungen, die Carrotmobster würden das Tohuwabohu ausnutzen, um zu klauen, stellten sich als übertrieben heraus. Auch die Organisatoren waren zufrieden. Man habe dem Berliner Einzelhandel erfolgreich signalisiert, dass es sich lohne, auf ökologisch korrekte Produkte und Verkaufsbedingungen umzustellen, so ein Sprecher.

Manche Kritiker unterstellen den Lohas, es gehe ihnen weniger um die Umwelt als um sich selbst. Nicht Weltverbesserung stehe bei ihnen im Mittelpunkt, sondern Selbstverwöhnung. Das Ziel sei, sich moralisch abzuheben von der Unterklasse und ihrer fettreichen Nahrung und katastrophalen Energiebilanz, so der Kolumnist Robert Misik. "Die Verlierer müssen sich als bewusstlose Konsumenten maßregeln lassen, während die anderen sich das Moral-Image zusammenkonsumieren." Die Mitgliedschaft in der Lohas-Bewegung muss man sich in der Tat leisten können. Nicht jeder ist finanziell in der Lage, 92 Euro für einen Krauthobel aus unbehandeltem Buchen- und Fichtenholz von Manufactum auszugeben. Auch die handgenähten Maßschuhe sprengen bei einigen das Monatsbudget, so nachhaltig sie auch sein mögen. Wer die Welt durch Shopping verändern will, sollte über ein gewisses Mindesteinkommen verfügen oder wenigstens eine Erbschaft in Aussicht haben.

Ein Held der Lohas-Bewegung ist Prinz Charles. Schon vor 25 Jahren entdeckte der britische Thronfolger sein Herz für die Ökologie. Er unterhält eine Biofarm im Südwesten Englands und schreibt Bücher, die davon handeln, dass die Welt in Gefahr sei. "Sie verliert ihre Balance, und daran sind wir Menschen schuld", heißt es in seinem jüngsten Werk. Charles plädiert dafür, die "himmelschreiende Art der Milch- und Fleischviehhaltung in den Industriestaaten" zu beenden. Es gelte, hinter die "Fassade unseres Zeitalters des Luxus" zu blicken, was allerdings nicht heißt, dass jetzt jeder im Buckingham- Palast ein- und ausgehen darf.

Wer wissen will, wie sich Charles eine bessere Welt vorstellt, muss Poundbury besichtigen, ein 2000-Seelen-Quartier am Rande von Dorchester in der englischen Grafschaft Dorset. Vor zwanzig Jahren wurde es nach den Vorgaben des Prinzen errichtet. Poundbury sieht mit seinen Türmchen, Säulen und Butzenscheiben aus wie ein Märchendorf in Disneyland und ist absolut frei von Schmutz und Dreck. Harmonie ist erste Bürgerpflicht. Jeder Bewohner hat sich an die Vorgaben eines 20-seitigen Regelwerks zu halten, das der Prinz persönlich mit ausgearbeitet hat. Satellitenschüsseln sind demnach verboten, ebenso Fensterrahmen aus Plastik und vor der Haustür geparkte Fahrzeuge. Der Neigungswinkel der Dächer ist exakt normiert, ebenso der Mörtel, der aus neun Teilen gewaschenem Sand, zwei Teilen weißem Kalk und einem Teil Portland-Zement anzurühren ist. Ein Verwalter achtet darauf, dass niemand aus der Reihe tanzt. Charles kommt immer mal vorbei, um selbst nach dem Rechten zu sehen. Unangemeldet steht er dann bei den Leuten vor der Tür, fragt nach einer Tasse Tee mit Biohonig und zieht anstandslos seine Straßenschuhe aus, bevor er das Haus betritt.

Der "Zeit"-Reporter Henning Sußebach hat für idyllische Orte wie Poundbury und Prenzlauer Berg die schöne Bezeichnung "Bionade-Biedermeier" erfunden. Sußebach schreibt: "Man hat hier schnell das Gefühl, alles richtig zu machen." Dabei stimmt das gar nicht. Der Umweltökonom Michael Bilharz vom Umweltbundesamt hat die Ökobilanz von 24 typischen Lohas untersucht. Alle waren Mitglied in einer Naturschutzorganisation, kauften gerne beim Biomarkt ein, trennten penibel ihren Müll. Alle 24 schätzten sich als ökologisch verantwortungsbewusste Verbraucher ein, wenngleich nicht als Dogmatiker.

Bilharz fand heraus, dass die 24 Probanden alles andere als gute Vorbilder sind. Einige schnitten deutlich schlechter ab als Leute, die im Leben noch keinen Bioladen betreten hatten. Der aufwendige Lebensstil der Lohas machte all ihre Einsparungen zunichte. Ihre großen Wohnungen, ihre schönen Reisen und ihre Konsumgewohnheiten konnten durch Energiesparbirnen und Krauthobel aus Naturholz nicht ausgeglichen werden.

Dagegen vorbildlich: die arme, alleinstehende Rentnerin. Sie ist die wahre Ökoheldin, wenngleich nicht freiwillig. Sie lebt bescheiden auf anderthalb Zimmern, hat sich seit Jahren keine neuen Möbel angeschafft, besitzt natürlich kein eigenes Auto und nimmt höchstens mal an einer Kaffeefahrt teil. Zu mehr reicht das Geld nicht. Das mag sie schade finden. Aber für die Umwelt ist sie ein Segen, auch wenn sie von "Lohas" noch nie gehört hat.

Der Text ist ein Auszug aus dem neuen SPIEGEL-Buch "Ökofimmel. Wie wir versuchen, die Welt zu retten - und was wir damit anrichten."

Quelle: Spiegel Online

^^^ Anfang der Startseite

Donnerstag, 8. März 2012

Ombudspersonen für Zukunft

Verschuldung, ausgebeutete Natur, Klimawandel - die Menschheit hinterlässt ihren Nachfahren riesige Probleme. Nun prüft die Uno eine Reform: "Ombudsleute für die Zukunft" sollen die Interessen künftiger Generationen vertreten.

Der deutsche Alt-Kanzler Konrad Adenauer hatte einst eine prima Idee, wie die Bundestagswahl 1957 zu gewinnen war - so schien es jedenfalls: Er spendierte eine fette Rentenerhöhung. Anstatt Rentnern einfach nur ihr eingezahltes Geld auszuzahlen, sollten fortan zusätzlich die Beiträge der Arbeitenden an die Alten überwiesen werden. Auf einmal stand für die Rente deutlich mehr Geld zur Verfügung.

Doch die Reform war eine Wette auf die Zukunft, denn zahlen mussten künftige Generationen. Und weil es immer mehr Rentner, aber weniger Einzahler in die Rentenkasse gab, stiegen die Beiträge. Für Adenauer und seine Zeitgenossen war seine Rentenreform freilich ein Gewinn - die Verlierer seiner Reform konnten nicht widersprechen, sie waren noch nicht geboren.

Auch die heutige Gesellschaft schließt Geschäfte auf die Zukunft ab. Die Verschuldung der Staaten etwa wächst stetig, die Natur wird ausgebeutet, der Klimawandel schreitet voran; die Folgen lassen sich erahnen. Immer mehr Nichtregierungsorganisationen (NGO) stellen deshalb die Frage: Dürfen Verträge geschlossen werden, bei der eine Partei gar nicht anwesend ist?

Nachfolgende Generationen sollen künftig am Tisch sitzen, wenn über ihr Schicksal entschieden wird, fordern seit langem beispielsweise der "Weltzukunftsrat" ("World Future Council", WFC), eine internationale Initiative mit Sitz in Hamburg oder "Die Ältesten" ("The Elders"), ein Zusammenschluss von Politkern und Intellektuellen. Die NGO wollen dafür sorgen, dass sogenannte Ombudsleute die Interessen künftiger Generationen in Regierungen vertreten. "Die Ombudspersonen sollen als Stellvertreter für jene auftreten, die ihre Stimme noch nicht erheben können", erklärt der WFC. Es scheint, als könnte der Plan Wirklichkeit werden: Die Vereinten Nationen (Uno) haben die Idee jetzt auf ihre Agenda für den Uno-Umweltgipfel "RIO+20" im kommenden Juni genommen. Im aktuellen Entwurf der "RIO+20"-Agenda heißt es, man werde "die Einsetzung einer Ombudsperson oder eines Hochkommissars für künftige Generationen prüfen, um nachhaltige Entwicklung zu unterstützen".

Mit dem Vorhaben der Uno gewinnt die Idee der Ombudsleute erheblich an Wucht. Die Europäische Union (EU) hatte sich bereits im Mai letzten Jahres dafür ausgesprochen, das Thema auf die "RIO+20"-Agenda zu setzen. "Bestehende Regierungsstrukturen haben sich als ungeeignet erwiesen, den Herausforderungen der Zukunft begegnen zu können", meint Holger Güssefeld vom WFC. Das Werben um Wahlerfolge verhindere, dass langfristige Ziele wie Umweltschutz oder Verschuldungssenkung konsequent verfolgt würden. "Die kurzfristige Orientierung" der Demokratien müsse überwunden werden, fordert der WFC in seinem Reformvorschlag.

Gleichwohl sollten bestehende demokratische Institutionen nicht verändert werden, betont die Initiative. Ombudsleute wären lediglich eine Ergänzung, um das System der Gewaltenteilung zu verbessern, erklärt der WFC: Als unabhängige Institution, die auf Wahlen keine Rücksicht nehmen müsse, brächten Ombudspersonen langfristige Ziele "direkt ins Herz der Regierungen". Aufgrund unterschiedlicher Gesellschaftsformen gäbe es jedoch keine universelle Formel, wie die Vertreter künftiger Generationen in Regierungen integriert werden sollten. Jedes Land müsse eine eigene Lösung finden.

Vorreiter ist Ungarn, wo seit 2008 Ombudsleute für die Zukunft im Parlament sitzen. Sie haben unterem anderem das Recht, Einspruch gegen politische Vorhaben zu erheben, Gutachten in Auftrag zu geben und Einsicht in interne Dokumente zu verlangen. "Ich bin quasi ein Staatsanwalt für die Bürger, komme zum Einsatz, wenn die Regierung versagt", sagte Ungarns Ombudsmann für die Zukunft, Sándor Fülöp, im Interview mit SPIEGEL ONLINE. "Meine Mitarbeiter und ich nehmen Beschwerden von Bürgern, Kommunen und Nichtregierungsorganisationen entgegen." Themenschwerpunkt sei der Umweltschutz.

Auch in Israel soll eigentlich eine Ombudsperson die Interessen künftiger Generationen vertreten, die Stelle wurde allerdings 2006 nicht neu besetzt. Wurde die Institution zu unbequem? "Die Parlamentsmitglieder stellten fest, wie stark ihre Macht beschnitten war, darum versuchten sie, diese Position wieder abzuschaffen", sagt Shlomo Shoham, der damalige Ombudsmann für die Zukunft in Israel.

Wann auch immer man für die Zukunft kämpfe, trete man jemandem auf die Füße: "Wenn man sich dagegen wehrt, dass zu nah an der Küste gebaut wird, verärgert man die Bauindustrie, wenn man sich gegen Werbung für Fastfood im Umfeld von Kindersendungen einsetzt, stört dies die Nahrungsmittelindustrie", berichtet Shoham. Jedes Gesetz habe er vor der Verabschiedung daraufhin beurteilen müssen, ob es für künftige Generationen Nutzen oder Schaden brächte. "Wenn ich es ablehnte, wurde noch einmal darüber diskutiert."

Auch anderswo in Europa gewinnt die Idee an Schwung: Derzeit macht sich in Großbritannien der Verband "Greenhouse" für Ombudsleute für die Zukunft stark. In seinem Auftrag hat der Philosoph Rupert Read von der University of East Anglia den Vorschlag der "Guardians of the Future", also der "Verteidiger der Zukunft" unlängst ausformuliert.

In Deutschland wirken Ombudsleute bislang lediglich als unparteiische Schiedsbeauftragte etwa in der Korruptionsbekämpfung und in Petitionsausschüssen. Die EU bietet sogenannte Bürgerbeauftragte auf, die gegen Missstände in der Verwaltung der EU schützen sollen. Gut möglich, dass die Reform diesmal von oben kommt - sofern die Uno im Juni ihr Vorhaben der Ombudsleute für die Zukunft tatsächlich umsetzt.

Quelle: Spiegel Online

^^^ Anfang der Startseite

Freitag, 2. März 2012

Die saubersten Autos

Die umweltfreundlichsten Fahrzeuge sind laut der Auto-Umweltliste 2012 des VCS vor allem Hybride und Modelle mit Erdgasantrieb. Am besten schnitt der Lexus CT 220h ab.

Sieger nach Umwelt-Punkten: Der Lexus CT 200h gewann auch die diesjährige Auswahl.

Wie aus der Auto-Umweltliste 2012 hervorgeht, die der VCS bereits auf einer eigenen Webseite publiziert hat, hat das Lexus-Modell erneut die beste Bewertung in Sachen Umwelt bekommen – gefolgt von drei Automobilen des Herstellers Toyota: Prius 1.8 Hybrid, iQ 1.0 Exo und Auris 1.8 Hybrid. Dass sich der Lexus gegenüber dem technisch verwandten Prius-Modell aus dem Mutterhaus Toyota durchsetzen konnte, liegt laut dem Verkehrs-Club der Schweiz (VCS) daran, dass er noch etwas sparsamer ist – und vor allem deutlich leiser fährt. Insgesamt finden sich unter den zehn Bestplatzierten vier Toyota-Modelle, zwei VWs und Ford-Autos sowie je ein Fiat- und Honda-Modell. Neben den Hybriden sind vor allem Erdgasantriebe vertreten.

In die Auto-Umweltliste werden nur Fabrikate aufgenommen, die einen Verbrennungsmotor haben und höchstens 180 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer ausstossen. Das entspricht laut den Verfassern der Liste einem Verbrauch von 7,7 Litern Benzin beziehungsweise 6,9 Litern Diesel pro 100 Kilometer (ausgenommen Van-Modelle). Die ökologisch schwächsten Automobile sind deshalb in der Liste gar nicht erst enthalten. Sie enthält insgesamt laut dem VCS ingesamt rund 1700 Fahrzeuge.

Fahrzeuge mit reinem Elektroantrieb, die derzeit und in den nächsten Jahren auf den Markt kommen werden, haben die Fachleute des VCS gesondert betrachtet. Allerdings verweist der Club auf bekannte Probleme mit den vorliegenden Unterlagen: Zwar habe sich die Datenlage verbessert, doch die Resultate seien noch nicht so zuverlässig wie bei den Verbrennern. Die offiziellen Verbrauchsdaten dürften kaum den Werten im realistischen Betrieb entsprechen.

Weil wegen des Aufwands nicht alle existierenden Modelle aufgenommen werden können, gilt schon bei der Vorauswahl das umweltschonende Fahrverhalten als entscheidendes Kriterium. Nischenmodelle und Automobile «von Anbietern ohne Marktbedeutung», so der VCS, finden ebenfalls keinen Eingang in den Wettbewerb.

Bei der Bewertung aller Kandidaten gehen die Verfasser der Liste mit einem System vor, dass einst vom Institut für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg entwickelt wurde. Dabei sind die Umweltwirkungen nach einem Schlüssel gewichtet: Die Belastung durch den CO2-Treibhausgas-Effekt geht mit 60 Prozent am stärksten ein, gefolgt von der Lärmbelastung mit 20 Prozent. Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die «Belastung des Menschen durch Schadstoffe», die mit 15 Prozent gewichtet ist. Dagegen geht die «Belastung der Natur» durch Stickoxide nur mit 5 Prozent in die Gesamtbewertung ein.

Quelle: Tages-Anzeiger 2.3.12

^^^ Anfang der Startseite