Samstag, 30. Juni 2012

Schaden importierte Äpfel?


Zunehmend sieht man im Supermarktregal Obst aus Neuseeland oder Argentinien. Dabei haben wir doch so schöne einheimische Sorten. Der Transport um den halben Erdball muss doch dem Klima schaden, oder? Eine wiederkehrende Frage - beantwortet von der Zeit-Redaktion.

Wer das denkt, der übersieht, dass es bei uns längst nicht das ganze Jahr über frische Äpfel gibt. Das Obst, das wir im Frühjahr und Frühsommer kaufen, hat ein halbes Jahr im Kühlhaus gelegen – und das verbraucht ebenfalls eine Menge Energie. Mittlerweile haben sich mehrere Studien mit diesem Thema beschäftigt und entsprechende Klimabilanzen aufgestellt.

Michael Blanke von der Universität Bonn kam zu dem Ergebnis: Der weite Transport aus Übersee erhöht die CO₂-Belastung pro Kilogramm Apfel nur um etwa ein Viertel. Dafür werden die Früchte in Neuseeland in großen Plantagen mit hohem Ertrag pro Hektar effektiver produziert. Einer Studie der Universität Gießen zufolge verbrauchen Produkte aus kleinen Betrieben bis zu fünfmal so viel Energie wie Obst von der Großplantage.

Aber der CO₂-Fußabdruck des Apfels ist nicht alles. Um das Ganze in richtiger Perspektive zu sehen, hilft ein Blick auf die Größenordnungen: Ein niederländischer Bio-Großhändler beziffert den CO₂-Verbrauch eines Kilogramms argentinischer Bio-Äpfel mit 163 Gramm. Wer mit dem Auto einen Kilometer zum Supermarkt fährt, um dort ein Kilo Äpfel zu kaufen, der stößt etwa 300 Gramm CO₂ aus. Der Verzicht auf das Auto bringt der Umwelt in dem Fall viel mehr als der Blick aufs Herkunftsland.

Quelle: Zeit

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Freitag, 29. Juni 2012

Für ein CH-Ressourcenprogramm

Knappe Ressourcen sind auch in der Schweiz vermehrt zum Thema geworden. Denn wir verbrauchen weit mehr, als uns zusteht. Verschiedene Gruppierungen und Initiativen in der Schweiz möchten den Ressourcenschutz vorantreiben. Allerdings ist es aus der Sicht von Praktischer Umweltschutz Schweiz Pusch bis jetzt nicht gelungen, über die Problemanalyse hinauszukommen.

Damit die bisherigen Anstrengungen nicht verpuffen, fordert Pusch ein Ressourcenprogramm für die Schweiz. Dieses soll aufbauend auf Bestehendem den Ressourcenschutz konkret vorantreiben. In der neusten Ausgabe von «Thema Umwelt» zeigt Pusch auf, wie dieses Programm ausgestaltet werden soll. Pusch schlägt vor, ökologische, soziale und wirtschaftliche Gesamtziele zu definieren, das Ressourcenprogramm dann aber in neun einzelne Module aufzuteilen. Nur so können Komplexität und Anzahl beteiligter Akteure auf ein handhabbares Niveau gesenkt werden. Die Module sollen in erster Linie auf zentrale gesellschaftliche Tätigkeits- und Politikbereiche fokus-sieren. Dazu zählen die Module «Ressourcen schonen beim Bauen», «Ressourcen schonen bei der Mobilität», «Stopp der Nahrungsmittelverschwendung» sowie «Von Abfällen zu Wertstoffen». Zusätzlich braucht es zwei ressourcenbezogene Querschnittprogramme, um die verschiedenen Ansprüche an die Ressourcen Wasser und Boden koordiniert sicherzustellen. Schliesslich braucht es drei weitere Module, die sich mit übergeordneten Fragen befassen – eines zur Corporate Respon-sibility von Schweizer Firmen, die im internationalen Rohstoffhandel tätig sind, eines zum Abbau schädlicher Subventionen und ein letztes zu «Suffizienz: Mehr Glück ohne Konsum».

Wichtig ist, dass die Module untereinander koordiniert und auf die bereits bestehenden Programme abgestimmt werden. Zudem braucht es verbindliche Ziele sowie Massnahmen- und Zeitpläne für die konkrete Umsetzung. Neben dem Vorschlag für ein Ressourcenprogramm zeigt die aktuelle Ausgabe von «Thema Umwelt» entlang der Wertschöpfungskette auf, wo der grösste Handlungsbedarf zur Schonung der Ressourcen besteht.

«Thema Umwelt» 2/2012 kann für CHF 15.– plus Porto bezogen werden bei Praktischer Umweltschutz Schweiz Pusch, Hottingerstrasse 4, Postfach 211, 8024 Zürich, 044 267 44 11, mail@umweltschutz.ch

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Montag, 25. Juni 2012

Meeresspiegel steigt trotzdem

Welle vor Kapstadt (im August 2011): "Weniger Zeit sich anzupassen"

Selbst wenn sich die Welt sofort auf ernsthafte Klimaschutzziele verständigen würde, stiege der Meeresspiegel noch jahrzehntelang weiter. Das zeigt eine neue Langzeitprognose. Eine weitere Studie sieht US-Metropolen wie New York und Boston überdurchschnittlich stark von Hochwasserlagen betroffen.

Der Anstieg des Meeresspiegels gilt als eine besonders dramatische Begleiterscheinung des Klimawandels. Schließlich leben weltweit viele hundert Millionen Menschen in küstennahen Gebieten. Betroffen von steigenden Pegeln wären neben vielen armen Staaten auch wichtige wirtschaftliche Zentren, etwa in Asien und Nordamerika.

Allerdings ist es für Wissenschaftler noch immer extrem schwierig, genaue Prognosen zum Meeresspiegelanstieg vorzulegen - zumal der längst nicht überall rund um die Welt gleich stark ausfällt. Der Weltklimarat hat in seinem letzten Bericht nur die wärmebedingte Volumenausdehnung des Ozeanwassers berücksichtigt. Ein Plus von einem Meter bis zum Jahr 2300 ist auf diese Weise zu befürchten. An Versuchen, das Ergebnis zu präzisieren, hat es seither nicht gemangelt - doch die Spannbreite der Schätzungen variiert dramatisch. Ein Team um Michiel Schaeffer vom privaten Forschungsinstitut Climate Analytics in Berlin versucht sich im Fachmagazin "Nature Climate Change" nun auch an einer Vorhersage bis ins Jahr 2300. Zum Einsatz kommt dabei eine semi-empirische Methode. Das heißt, es werden nicht in erster Linie die physikalischen Prozesse modelliert, die zum Anstieg des Wassers führen, das Abschmelzen des Eises in Grönland und der Antarktis zum Beispiel. Stattdessen geht das Modell unter Verwendung bisheriger Beobachtungsdaten davon aus, dass die Pegel ungefähr proportional zur Größenordnung der Erderwärmung klettern.

Weil die Forscher naturgemäß nicht wissen, wie stark die Temperatur in den kommenden Jahrzehnten steigen wird, arbeiten sie mit verschiedenen Szenarien. Dabei zeigt sich: Selbst bei einer auf zwei Grad Celsius begrenzten globalen Erwärmung muss weltweit mit einem erheblichen Meeresspiegel-Anstieg gerechnet werden. Bis zum Jahr 2100 würden in diesem Szenario im Schnitt 80 Zentimeter dazukommen. Bis zum Jahr 2300 wären es zwischen anderthalb und vier Meter; der wahrscheinlichste Wert läge bei einem Plus von 2,7 Metern.

Die Forscher haben auch ausgerechnet, was bei ambitionierteren Klimazielen passieren würde: Bei einem Stopp jeglicher CO2-Emissionen im Jahr 2016 würden die Pegel bis mindestens 2050 mit zunehmendem Tempo ansteigen und sich dann erst langsam beruhigen. Wenn es gelänge, die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, würde der Meeresspiegel der Studie zufolge bis zum Jahr 2300 um etwa 1,5 Meter ansteigen. Das Problem: Ein Klimaschutzziel von nur 1,5 Grad mehr als vor der industriellen Revolution ist nach Ansicht vieler Klimaforscher kaum zu schaffen. Für realistischer halten viele eine Erwärmung um zwei bis drei Grad. Der "Climate Action Tracker", an dem Studienleiter Scheffler ebenfalls mitarbeitet, geht bei den aktuellen Klimaschutzzusagen der Weltgemeinschaft gar von einem Plus von 3,5 Grad bis zum Jahr 2100 aus.

Eine Temperaturzunahme in dieser Größenordnung würde der neuen Studie zufolge massive Folgen für den Meeresspiegel haben. Stiegen die weltweiten Temperaturen um drei Grad, so wäre nach Ansicht der Autoren bis zum Jahr 2300 mit einem Meeresspiegelanstieg von durchschnittlich 3,5 Metern zu rechnen. Entscheidend an der neuen Studie sind aber nur in zweiter Linie die genauen Zahlen. Wichtig ist aus Sicht der Forscher der fundamentale Zusammenhang: "Weil die Eis- und Wassermassen der Welt sehr langsam auf die globale Erwärmung reagieren, bestimmen unsere heutigen Emissionen den Meeresspiegel noch für die kommenden Jahrhunderte", sagt Erstautor Schaeffer. Man müsse noch lange Zeit mit steigenden Wasserpegeln an den Küsten rechnen

Die neuen Ergebnisse zeigen auch, dass sich auch das Tempo des Pegelanstiegs mit höheren Temperaturen beschleunigen wird. "Die Menschen an den Küsten haben weniger Zeit sich anzupassen, wenn der Meeresspiegel schneller ansteigt", sagt Co-Autor Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Die möglichen Folgen eines relativ schnellen Anstiegs wären erheblich, warnt Rahmstorf. "Für New York City zum Beispiel wurde gezeigt, dass ein Anstieg des Meeresspiegels um einen Meter die Häufigkeit schwerer Überflutungen von einmal pro Jahrhundert auf einmal alle drei Jahre steigern könnte." Auch niedrig liegende Länder und Regionen mit ausgedehnten Flussdeltas wie in Bangladesch sowie kleine Inselstaaten wären aus Sicht des Forschers wohl erheblich betroffen.

Dass die dicht besiedelte Ostküste der USA besonders vom Meeresspiegelanstieg gefährdet ist, zeigt eine zeitgleich in "Nature Climate Change" erschienene Studie. Forscher um Abby Sallenger vom Geologischen Dienst der USA (USGS) hatten dafür Wasserstandsmeldungen aus der Zeit zwischen 1950 und 1979 sowie 1980 und 2009 ausgewertet. Sie kommen zu dem Schluss, dass die Pegel in dem betroffenen 1000 Kilometer langen Küstenabschnitt, der auch New York und Washington umfasst, drei- bis viermal schneller und stärker ansteigen als im weltweiten Durchschnitt.

Quellen: Agenturen / Spiegel Online

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Montag, 18. Juni 2012

Die etwas andere EM

Die Europameisterschaften im Energiesparen sind entschieden: Das griechische Team setzte sich im von der Europäischen Kommission geförderten Energiesparcup gegen zehn weitere Nationen und Regionen durch. 

Ein Jahr lang sparten 8.000 europäische Haushalte bei dem Wettbewerb, den die gemeinnützige Berliner Beratungsgesellschaft co2online initiierte, um die Wette. Am Ende lag Griechenland deutlich vorn: Die griechischen Teilnehmer senkten ihren Heizenergieverbrauch um rund acht Prozent. Beim Stromverbrauch wurde ein Minus von mehr als vier Prozent erreicht. Entscheidend waren neben den Sparerfolgen die Anzahl der eingetragenen Daten zum Energieverbrauch und die Teilnehmerzahlen.

In der nationalen Wertung hat sich Bernd Huwe aus Neulußheim bei Mannheim als Deutschlands bester Energiesparer erwiesen. Familie Huwe vertrat bei der feierlichen Siegerehrung in Brüssel das deutsche Team. "Huwes haben nicht nur überdurchschnittlich viel Energie eingespart. Sie haben gleichzeitig bewiesen, dass sich Klimaschutz und Komfort nicht ausschließen und Sparen keinen Verzicht bedeuten muss", sagt Projektleiterin Claudia Julius von co2online, die auch das deutsche Energiesparcup-Team betreut. "Die Familie hat während des einjährigen Wettbewerbs unter anderem ihren Stromverbrauch um etwa ein Drittel gesenkt und sich den Titel mit vielen vorbildlichen Maßnahmen redlich verdient."

Vom Lampentausch bis zur Hightech-Überwachung: Mit dem Ziel, mindestens 1.000 Kilowattstunden Strom (20 Prozent) innerhal beines Jahres einzusparen, legte Familie Huwe die Messlatte zu Beginn des Energiesparcups hoch - und wurde belohnt. Für dieses Jahr ist eine Ersparnis von rund 1.500 Kilowattstunden (30 Prozent) zu erwarten. Möglich wurde dies durch eine Vielzahl kleiner und großer Maßnahmen: von einfachen Ideen wie dem Einsatz von LED-Lampen bis hin zur detaillierten Überwachung des Stromverbrauchs mit eigenem Server und Touchscreen-Anzeige. Ein wichtiges Hilfsmittel zur stetigen Erfolgskontrolle war das Energiesparkonto von co2online. Dieses diente als Messinstrument des gesamten Energiesparcups und steht weiterhin jedem Verbraucher als kostenloses Online-Haushaltsbuch für Energie unter energiesparkonto.de zur Verfügung.

Neben Familie Huwe werden in Brüssel während der European Sustainable Energy Week auch die nationalen Meister anderer Länder und Regionen ausgezeichnet, ebenso Team-Europameister Griechenland. Deutschland belegt in der Nationenwertung hinter den Griechen, Malta, Dänemark und Bulgarien den fünften Platz. Auf der Wettbewerbsseite energiesparcup.de informierte co2online das deutsche Team ein Jahr lang über Sparmöglichkeiten im Bereich Heizen, Warmwasser, Strom und Beleuchtung. Unter allen Teilnehmern wurden zudem Sparhelfer verlost, zur Verfügung gestellt von DerEinsparshop.de, Droste Wasserregeltechnik, ELV, Energiesparbox, GIANT, Green Pan, Grünspar, HE -Elektronik, LEDON, der Kampagne "Meine Heizung kann mehr" und RST Gesellschaft für Wasserspartechnik.

Der Energiesparcup ist ein europäischer Wettbewerb zum Energiesparen, bei dem elf Länder und Regionen gegeneinander angetreten sind. Teilnehmen konnte dabei jeder Haushalt, ob Wohngemeinschaft, Familie oder Singlehaushalt. Einzige Teilnahme-voraussetzung war die Benutzung des kostenlosen Energiesparkontos, das die Einsparerfolge der Teilnehmer erst vergleichbar macht. Für die besten Sparer in Deutschland und das siegreiche Länderteam gab es wertvolle Preise. Diese werden im Rahmeneiner großen Siegerehrung am 18. Juni 2012 in Brüssel verliehen. Gefördert wird der Wettbewerb von der Europäischen Kommission. Das deutsche Team wird von der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online mbH betreut.

Mittwoch, 13. Juni 2012

Leben ohne Plastik

Einer steirischen Familie in Österreich ist es gelungen, seit nunmehr zwei Jahren ohne Plastik und Kunststoffe zu leben. Über ihre Erfahrungen und die Umstellung der Lebensgewohnheiten berichtet Familienmutter Sandra Krautwaschl im Buch "Plastikfreie Zone". Angeregt durch die Kino-Dokumentation "Plastic Planet" von Werner Boote, hat Krautwaschl versucht, Kunstsstoffe aus dem gemeinsamen Haushalt zu verbannen und durch andere Produkte zu ersetzen.

"Eigentlich hätte es ursprünglich nur ein Experiment sein sollen, um zu sehen, ob das überhaupt möglich ist", erklärt Krautwaschl, die mit ihrem Ehemann und drei Kindern außerhalb von Graz lebt. Im Buch schildert die engagierte Mutter auch, dass es nicht um eine zwanghafte Umsetzung der Idee gehe. "Das Buch soll ein Plädoyer für Leichtigkeit und Kompromissbereitschaft sein." "Beim gemeinsamen Urlaub in Kroatien haben uns die Kinder gefragt, woher in unserer einsamen Bucht der ganze Plastikmüll kommt und wer daran Schuld ist", erzählt die Autorin, die sich dann selbst die Frage gestellt hat, welchen Anteil sie und ihre Famile daran trägt. Seit Jahren trenne sie umweltbewusst den Müll. "Das Schlagwort 'Recycling' reichte über Jahre vollkommen aus, um mir und vermutlich dem Großteil der Verbraucher bezüglich des Umgangs mit Müll ein wirklich gutes Gewissen zu bescheren", schreibt sie in ihrem Buch. Das Ganze folge jedoch bloß dem Grundsatz "aus den Augen, aus dem Sinn". Der Film "Plastic Planet" habe das Fass jedoch endgültig zum Überlaufen gebracht. "Am Anfang stand der sportliche Ehrgeiz, den Haushalt von sämtlichen Plastikprodukten frei zu bekommen und passende Alternativen dazu zu finden", schildert Krautwaschl. Das geschah im November 2009. "Freunde haben mitgeholfen, Alternativen zu finden und uns mit verschraubbaren Glasgefäßen ausgeholfen, die sie selbst nicht mehr benötigten." Damit habe der Umstieg auch eine soziale Komponente bekommen.

Eine weitere Prämisse war auch, dass das neue plastikfrie Leben nicht teurer sein durfte als bisher. Immer deutlicher habe sich dabei herausgestellt, dass es sich vor allem um eine Müllvermeidungsstrategie handelt. "Die Tatsache, dass wir unseren Plastikmüll seit Beginn des Experiments um 95 bis 98 Prozent und den restlichen Müll um rund 50 Prozent reduzieren konnten, reicht mir als persönliche Bestätigung der Sinnhaftigkeit." Als größten Gewinn bezeichnet die Autorin die Erkenntninis, dass man für viele Dinge gar keine Alternative braucht und vieles ersatzlos gestrichen werden kann. In ihrem Blog keinheimfuerplastik.at wurde Krautwaschl dafür von einem Leser als "Plastik-Taliban" getitelt. Krautwaschl wehrt sich dagegen. "Es handelt sich dabei bloß um den Versuch, Nötiges von Unnötigem zu trennen. Dabei ist es wesentlich, dass ich mich zu nichts zwingen ließ, also auch weiterhin die Wahlfreiheit habe, den Entschluss jederzeit wieder rückgängig zu machen."

Quelle: pressetext 2012

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Dienstag, 12. Juni 2012

«Atomausstieg ist möglich»

Am Dienstag präsentierte der Verband der Schweizer Elektrizitätsunternehmen (VSE) drei Wege in eine AKW-freie Stromzukunft bis 2050. Das ist sehr erfreulich und zeigt, dass die Schweizer Strom-Versorgungssicherheit auch ohne das Risiko der AKW gewährleistet werden kann, wie die Schweizerische Energiestiftung (SES) in einer Mitteilung festhält.

Leider schüre der VSE völlig unnötige Ängste mit hohen Kosten und vergisst: «Die Stromzukunft kostet so oder so. Die Frage ist lediglich, ob wir in eine veraltete Hochrisikotechnologie investieren, oder in erneuerbare Energien und Effizienz», sagt Jürg Buri, Geschäftsleiter der SES. Gerne geht beim VSE vergessen, dass auch neue Atomkraftwerke samt Backend- und Haftpflicht-Kosten die Schweizer Volkswirtschaft teuer zu stehen kommen würden. Der Weg über erneuerbare Energien schafft indessen statt milliardenteurer Atommüllberge einen Mehrwert: «Die Schweiz bekommt so mehr fürs Geld: Energieunabhängikeit, echte Versorgungssicherheit und einheimische Arbeitsplätze», so Buri.

Mittelfristig ein Bild der Vergangenheit? Selbst die Stromunternehmen fassen nun die Folgen eines Ausstiegs aus der Atomkraft ins Auge - wenn auch mit einer anderen Beurteilung der Konsequenzen. (Bild: AKW Gösgen - Guntram Rehsche)






 

Der VSE hatte seit letztem Sommer eine ganze Reihe von Studien in Angriff genommen. Die nun  veröffentlichte Gesamtbetrachtung “Wege in die neue Stromzukunft” haben 50 Spezialisten aus der Branche erarbeitet. Dabei ging es um die Frage, unter welchen Voraussetzungen und mit welchen Konsequenzen eine Stromversorgung ohne Ersatz der heutigen Kernkraftwerke realisiert werden kann. Die Experten haben die Frage aus Sicht des VSE anhand von drei konsistenten Szenarien beantwortet, die sich jeweils hinsichtlich politischer Weichenstellung und gesellschaftlicher Akzeptanz unterscheiden.

Szenario 1 geht zwar von verstärkten Vorschriften für Stromeffizienz und Förderung erneuerbarer Energien aus, rechnet aber mit einem weiter steigenden Strombedarf. Die Folge: Ein Viertel der Energie muss weiterhin importiert werden und der Ausstieg aus der Kernkraft geht nur mit 7-8 Gaskombikraftwerken sowie wo sinnvoll WKK. Zudem steigen die Gesamtkosten für Stromerzeugung und Netze bis 2050 gegenüber heute auf 118 Milliarden Franken, was einer Kostensteigerung von ca. 30 Prozent entspricht.

Szenario 2 geht von einem stärkeren Willen zum Energiesparen aus, inklusive starker Lenkung über hohe Verbrauchssteuern. Bis 2050 würden 70 Prozent der Energie aus erneuerbaren Formen entstehen, zum Beispiel mit knapp 1000 Windkraftwerken, 8 Wasserkraftwerken der Grösse des Kraftwerks Rheinfelden und 7000 Photovoltaik-Anlagen in der Grösse der Anlage auf dem Stade de Suisse. Trotzdem würden 4-5 Gaskombikraftwerke und wo sinnvoll WKK notwendig sein. Und das ganze Investitionspaket würde die Kosten um 45 Prozent auf 135 Milliarden Franken steigen lassen.

Szenario 3 ist der radikalste Umbau. Der Stromverbrauch geht unter anderem dank starker Lenkungsabgaben um 7 Prozent zurück. Es wird massiv in erneuerbare Energien investiert, zum Beispiel mit 1250 Windkraftwerken, 10 Wasserkraftwerken der Grösse des Kraftwerks Rheinfelden und Photovoltaik-Anlagen, die 11’500 Mal derjenigen auf dem Stade de Suisse entsprechen. Die Gesamtkosten steigen um 75 Prozent auf 150 Milliarden Franken. Dafür braucht dieses Szenario keine Gaskombikraftwerke und importiert wird ausschliesslich Strom aus erneuerbarer Energie.

Der VSE will mit der Studie Grundlagen liefern und seine Forderung untermauern, dass die Massnahmen zur Gestaltung der künftigen Stromversorgung nur anhand verschiedener Szenarien beurteilt werden können. Er will für die Diskussionen Transparenz schaffen. Die praktische Umsetzung eines jeden der drei Szenarien wird tiefe Einschnitte in das Alltagsleben der Schweiz bringen und es wird je nach Ausprägung zu Zielkonflikten kommen, die sichtbar gemacht werden müssen. Diese müssen von Gesellschaft und Politik entschieden und getragen werden.

Quellen: SES / SDA

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Montag, 11. Juni 2012

Ölverzicht schafft Jobs

Investitionen in Erneuerbare Energien zahlen sich doppelt aus: Die Weltbevölkerung kann ihren Ölverbrauch bis zum Jahr 2050 um 80 Prozent reduzieren und damit 650 Gigatonnen CO2 einsparen. Die Schlüssel dazu sind wesentlich effizientere Autos und ein massiver Ausbau der Erneuerbaren Energien. 

Damit würde kein Öl aus der Arktis oder anderen neu zu erschließenden Quellen benötigt. Im Bereich der Erneuerbaren Energien entstünden bis zum Jahr 2020 mehr als fünf Millionen Arbeitsplätze. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse des heute von Greenpeace vorgestellten Energieszenarios „Energie [R]evolution: Ein nachhaltiger Weltenergieausblick“. „Das Öl aus der Arktis würde nur für wenige Jahre reichen. Statt die Arktis für ein Strohfeuer zu zerstören, müssen wir gleich umsteigen auf Erneuerbare Energien“, sagt Sven Teske, Energie-Experte von Greenpeace. „Wirtschaftlich ist der Öl-Ausstieg machbar und Deutschland steht bei den dafür notwendigen Energie- und Effizienz-Technologien in der pole-position.“

Für den erforderlichen Ausbau der Erneuerbaren Energien müsste bis zum Jahr 2050 jährlich rund ein Prozent des globalen Bruttosozialproduktes investiert werden. Die weltweiten Investitionen würden bis zum Jahr 2020 von derzeit 200 Milliarden Euro jährlich auf über 700 Milliarden Euro ansteigen. Durch die eingesparten Brennstoffkosten zahlten sich diese Investitionen im gleichen Zeitraum jedoch doppelt aus.

Die globalen CO2-Emissionen würden bis zum Jahr 2050 um 80 Prozent sinken. Vor allem im Transportsektor kann viel CO2 eingespart werden: Leichtere Fahrzeuge könnten rund 40 Prozent weniger CO2 bis 2020 ausstoßen. Wesentlich effizientere Elektro-Fahrzeuge in Europa, Amerika sowie in den schnell wachsenden Automärkten China und Indien könnten den erwarteten Ölverbrauchsanstieg ausgleichen. Derzeit liegt der Anteil des Verkehrs am weltweiten Ölverbrauch bei knapp 70 Prozent.

Das Energieszenario wurde von der unabhängigen Umweltschutzorganisation Greenpeace, dem Europäischen Dachverband der Industrie für Erneuerbare Energien (EREC) und dem Globalen Wind-Industrie Verband (GWEC) beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Auftrag gegeben. Die Studie liefert genaue Szenarien zum weltweiten Zuwachs an Arbeitsplätzen, der Reduzierung des CO2-Ausstoßes und der finanziellen Entlastung von Volkswirtschaften in zehn Weltregionen, unter anderem in Europa und China.

„Die Industrie der Erneuerbaren Energien ist so leistungsfähig, dass auch der Verkehr zunehmend mit Strom versorgt werden kann“, sagt Josche Muth, Generalsekretär des Europäischen Dachverbands für Erneuerbare Energien (EREC). „Damit wir den CO2-Ausstoß pro Kilometer um 40 Prozent senken können, brauchen wir verlässliche politische Rahmenbedingungen. Allein in Deutschland könnten 100.000 Arbeitsplätze entstehen.“

Mittwoch, 6. Juni 2012

Unten Fisch - oben Gemüse

Seitdem ich vor Kurzem über die Pläne einer schwedischen Kleinstadt geschrieben habe, groß ins Geschäft mit Agrar-Hochhäusern einzusteigen (jahaaa, ich weiß, es sind nur Pläne), kommen mir immer öfter städtische Garten- und Landwirtschaftsprojekte unter.

Dazu gehörte jüngst das Start-up “Efficient City Farming”. Die Berliner kombinieren dabei eine Fischfarm mit einem Gewächshaus, alles in einem ausrangierten Schiffscontainer. Dahinter steckt eine patentierte Technologie des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei: Die Nährstoffe und die Fischrückstände werden recycelt und können anschließend als Dünger direkt in dem Gewächshaus verwendet werden. Unten Fischtank, oben Gewächshaus, das ist die Idee. Die Berliner Malzfabrik hat sich nun das erste Pilot-Fisch-Gewächshaus hingestellt und sucht übrigens für 200 Barsche noch Paten. Im Gewächshaus wachsen bereits Tomaten, Melonen und Basilikum, es funktioniert also tatsächlich. Diese City Farming-Projekte finde ich ja durchaus spannend. Als ich mit Christian Echtermann, einem der Gründer von ECF kürzlich telefonierte, erzählte er mir, dass das Interesse von großen deutschen Einkaufsketten enorm sei. ECF sei bereits mit drei Ketten im Gespräch (jahaa, bislang hat ECF noch keines dieser Projekte verkauft). Für verschiedene andere Interessenten erstelle man zurzeit Machbarkeitsstudien. Denn natürlich muss es nicht immer nur ein einziger klassischer 20-TEU-Container sein, das geht auch in einer anderen Liga. In Hamburg plant ein Investor mit einer Fläche von 1.000 Quadratmetern.

Was es allerdings nicht werden darf: ein grünes Feigenblatt für den Handel. Ja, es ist ein nettes i-Tüpfelchen, wenn der Supermarkt ums Eck vielleicht noch Gemüse aus den Containern anbietet. Oder dass ich den Fisch vor Ort aussuchen und vielleicht noch selbst angeln kann.
Aber zugleich ist es auch wichtig, die Anbauflächen und das Massengeschäft für Obst und Gemüse auf eine nachhaltige Wirtschaft umzustellen. In Deutschland wurden nach Angaben des Bunds Ökologische Lebensmittelwirtschaft 2009 knapp zehn Prozent des Gemüses (inklusive Erdbeeren) nach Bio-Kriterien angebaut, bei Obst sind es sogar noch weniger. Da gibt es also noch Luft nach oben.

Quelle: Zeit / Von

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