Der Klimawandel kostet Menschenleben - nicht erst in ferner Zukunft, sondern bereits jetzt. Wie viel Leben Extremwetterereignisse, Hungersnöte durch Ernteeinbrüche und sich ausbreitende Krankheiten fordern, hat nun eine Studie der spanischen Nichtregierungsorganisation DARA und des Climate Vulnerable Forum, ein Zusammenschluss vom Klimawandel besonders betroffener Staaten, errechnet: 400.000 sollen es laut dem sogenannten Climate Vulnerability Monitor [1] jährlich sein. Zusätzliche 4,5 Millionen Todesfälle pro Jahr schreibt der Monitor darüber hinaus der Luftverschmutzung durch die Verbrennung fossiler Rohstoffe zu. Macht jährlich: fünf Millionen Opfer. "Die Untätigkeit gegenüber dem Klimawandel kann schon jetzt als eine führende globale Todesursache angesehen werden", heißt es in der Studie. An der Hochrechnung waren mehr als 50 Wissenschaftler, Ökonomen und Politikexperten beteiligt.
Die Ärmsten sind besonders stark von den natürlichen Lebensbedingungen abhängig. (Foto: Nick Danziger/Oxfam)
Der Climate Vulnerability Monitor wurde 2010 zum ersten Mal erstellt und erscheint nun zum zweiten Mal. Er will die Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels in Zahlen fassen und aufzeigen, welche Staaten ganz besonders vom Klimawandel betroffen sind. 184 Staaten hat der Monitor dafür unter die Lupe genommen und sie auf ihre Anfälligkeit in 34 Bereichen getestet. Das Ergebnis: Der Großteil der Opfer des Klimawandels, 98 Prozent, sind in Entwicklungsländern zu beklagen.
Die Zahl der potentiell vom Klimawandel Betroffenen ist gewaltig: Allein der Lebensraum von 250 Millionen Menschen weltweit ist durch den Anstieg des Meeresspiegels bedroht. 30 Millionen Menschen müssen sich auf gefährliche Extremwettersituationen einstellen. Fünf Millionen Menschen könnten ihr Zuhause durch die zunehmende Ausbreitung von Wüsten verlieren. Für den Fall, dass die Zahl der Betroffenen allein nicht ausreichend beeindruckt, hält der Monitor handfeste ökonomische Argumente bereit: Auch dem Wirtschaftswachstum tut der Klimawandel nicht gut. Der Studie zufolge dämpft er die globale Wirtschaftsleistung schon jetzt um 1,6 Prozent. Bis 2030 könnte sich dieser Wert gar auf 3,2 Prozent auswachsen. Das sind immerhin unvorstellbare 1,2 Billionen Dollar. In seinem berühmt gewordenen Stern-Report hatte der US-Ökonom Nicolas Stern bereits 2006 davor gewarnt, dass sich die Kosten des Klimawandels langfristig auf 20 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung erhöhen könnten.
Natürlich verteilen sich die Verluste nicht gleichmäßig über den Globus. In einigen der ärmsten Staaten belaufen sie sich bereits jetzt auf elf Prozent der nationalen Wirtschaftsleistung. "Ein Grad Temperaturerhöhung bedeuten für uns zehn Prozent Einbußen im Agrarsektor", sagte Bangladeshs Regierungschefin Sheik Hasina. "Das macht vier Millionen Tonnen Getreide, deren Wert sich auf 2,5 Millionen Dollar beläuft. Das macht schon zwei Prozent unserer Wirtschaftsleistung aus." Hinzu kämen weitere Schäden und Verluste, die das Wachstum in dem armen Land dämpfen.
Aber auch in Staaten wie den USA, in denen selbst die diesjährige Rekordhitze in den Medien nur selten auf den Klimawandel zurückgeführt wird [2],
wird der Klimawandel der Wirtschaft zu schaffen machen. Zwei Prozent
ihres Bruttoinlandsproduktes könnte das Land dann einbüßen. Absolut
gesehen wird China die größten Einbußen zu verzeichnen haben: Allein
hier könnten sich die Verluste in weniger als zwanzig Jahren auf 1,2
Billionen Dollar summieren. Angesichts dessen nehmen sich die Investitionen in den Klimaschutz
eher bescheiden aus. Je nach nachdem, wo die Staaten liegen und wie sehr
sie versuchen, dem Klimawandel Einhalt zu gebieten, kämen lediglich
Kosten zwischen 0,5 und 2 Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes auf sie
zu.
Im Text verwendete Links:
Im Text verwendete Links:
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen