
Für die Praxis bedeutet dies, dass die Verladestellen in die Stadtrandlagen verlagert werden sollten. Dort kann die für einen effektiven Betrieb notwendige Infrastruktur geschaffen werden. Die negativen Auswirkungen der unvermeidlichen Verkehrsbelastung werden aufgrund der geringeren Bevölkerungsdichte in den Stadtrandlagen minimiert.
Stockholm, Göteborg und Hannover sind Beispiele für die städtische Problematik des Schienengüterverkehrs, die es so in vielen europäischen Städten gibt. Einige Städte haben langfristige Pläne, um die Verladestellen aus den innerstädtischen Bereichen in Stadtrandlagen zu verlagern. Hierfür gibt es allerdings oft viele Hindernisse, wie z.B. die erheblichen Kosten für notwendige Infrastrukturmaßnahmen sowie lokale Proteste in den für die neuen Verladestellen vorgesehenen Kommunen.
Neben einer Verlagerung der Verladestellen spielt die städtische Verkehrsplanung generell eine entscheidende Rolle für städtische Lebensqualität und effektiven Güterverkehr. Ein großes Problem ist daher die geringe Kompetenz der lokalen Entscheidungsträger in Fragen des Logistik- und Güterverkehrs. Die Stadtplaner verfügen nur selten über eine ganzheitliche Sichtweise, sagt Sönke Behrends. Die wirtschaftlichen Interessen werden getrennt von den sozialen und Umweltinteressen behandelt und es gibt keine langfristige Strategie, um diese Interessen auszugleichen.
In der Doktorarbeit hat Sönke Behrends ein Modell entwickelt, welches lokalen Stadtplanern helfen kann, eine langfristige und ganzheitliche Strategie für ein nachhaltiges Verkehrssystem zu entwickeln. Das Modell zeigt die komplexen Zusammenhänge der verschiedenen gesellschaftlichen Interessen, und wie diese von lokalen Beschlüssen beeinflusst werden. Das Modell zeigt auch die wirtschaftlichen Vorteile einer auf den Schienengüterverkehr angepasste lokale Verkehrsplanung. Für die Städte ist daher die Berücksichtigung des Schienengüterverkehrs in der strategischen Planung keine zusätzliche Belastung sondern eine Chance für eine langfristige nachhaltige Entwicklung.
Neben verminderter Luftverschmutzung und weniger Staus kann eine auf den Schienengüterverkehr angepasste Stadtplanung die Erreichbarkeit der Stadt im nationalen und Europäischen Verkehrsnetz verbessern. Dies ist wichtig für die langfristige wirtschaftliche Entwicklung der Regionen, da der Zugang zu nachhaltigen Transportdiensten in Zukunft deutlich an Bedeutung zunehmen wird. Sönke Behrends’ Modell erklärt wie die komplexen Zusammenhänge der gesellschaftlichen Interessen durch lokale Entscheidungen beeinflusst werden.
Weitere Informationen in der Doktorarbeit: Urban freight transport sustainability – the interaction of urban freight and intermodal transport (auf Englisch)
Quelle: oekonews.at / Bild: Guntram Rehsche