Samstag, 19. November 2011

Jetzt die nächste Klimakonferenz

Eine Woche vor der UNO-Klimakonferenz in Südafrika hat der Weltklimarat vor einer Zunahme extremer Wetterereignisse gewarnt. Es sei dringend nötig, mehr Geld in die Katastrophenvorsorge zu stecken. Auch der Schweizer Klimaexperten Thomas Stocker (siehe Bild) von der Universität Bern gehört zu den namhaften Kritikern des Klimawandels.

Der Weltklimarat IPCC warnt die Welt vor längeren Dürreperioden und Überschwemmungskatastrophen. «Wir müssen uns Sorgen machen», erklärte ein IPCC-Vertreter. Als Reaktion auf die Entwicklungen müsse sich die Welt besser auf Extremwetter vorbereiten, um die Risiken schon vor dem Eintreten zu senken, forderte Maarten van Aalst bei der Vorstellung eines IPCC- Berichts am Samstag in der ugandischen Hauptstadt Kampala. Abwarten und «dann Aufräumen» sei nicht die Lösung.
Es sei nun dringend nötig, mehr Geld in Katastrophenvorsorge und nicht nur in Katastrophenhilfe und Wiederaufbau zu stecken. Damit könnten Leben gerettet und Geld gespart werden, betonen die Forscher des mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Weltklimarats. Der Fortschritt der Wissenschaft erlaubt es nach Angaben von Mit-Autor Thomas Stocker von der Universität Bern (siehe Bild) mittlerweile, in vielen Fällen das Auftreten extremer Wetterlagen mit einiger Sicherheit der globalen Erwärmung zuzuschreiben.

Es sei «praktisch sicher», dass in Zukunft mit schlimmeren und häufigeren Hitzewellen zu rechnen ist, mahnen die Forscher. Während sie früher alle 20 Jahre verzeichnet wurden, treten sie den Prognosen zufolge bis zur Mitte des Jahrhunderts alle fünf Jahre auf, zum Ende des Jahrhunderts sogar jedes zweite Jahr. Die Autoren erwarten unter anderem auch in Mitteleuropa und der Mittelmeerregion eine Zunahme der Dürren. Speziell in Westeuropa werden die Hitzewellen zunehmen und sich negativ auf die Gesundheit der Bevölkerung und vor allem älterer Menschen auswirken.

Zugleich werde sich global gesehen die Zahl der Starkniederschläge erhöhen. In den USA, der Karibik und auf kleineren tropischen Inseln werden sich nach IPCC-Prognosen die Windgeschwindigkeiten von Wirbelstürmen erhöhen. Zudem wird die weltweite Gletscherschmelze den Report zufolge die Stabilität der Bergregionen gefährden. Konkrete Folgen der «wahrscheinlichen» Erwärmung der globalen Durchschnittstemperatur um zwei bis fünf Grad bis 2100 könnten Überschwemmungen etwa in den Slums von Nairobi und weitere Dürreperioden in der westlichen Sahelzone sein.

Auch für kleinere Inseln im Pazifik, Atlantik und im Indischen Ozean sieht die Zukunft dem Bericht zufolge alles andere als rosig aus: Der Meeresspiegelanstieg in Verbindung mit immer heftigeren Wirbelstürmen könnte dramatische Auswirkungen auf das Leben der Inselbewohner, die Landwirtschaft, die Wirtschaftslage und die Tourismusindustrie in den betroffenen Gebieten haben.

Während das erwartete Extremwetter aber in den Industrieländern vor allem riesige Kosten verursachen würde, bezahlen es in den Entwicklungsländern viele Menschen mit dem Leben. «In der Zeit von 1970 bis 2008 ereigneten sich 95 Prozent der durch Naturkatastrophen verursachten Todesfälle in Entwicklungsländern», heisst es in der Kurzfassung des Reports für Politiker. Der Report öffne die Augen für die Dimension des Klimawandels, erklärte die Umweltorganisation Greenpeace. «Er zeigt, dass Wissenschaft und Politik die Auswirkungen von Wetterextremen und Naturkatastrophen unterschätzt haben», sagte Klimaexperte Karsten Smid. «Der Bericht erhöht den Druck auf die Klimakonferenz, endlich den politischen Durchbruch für ein ehrgeiziges Klimaabkommen zu schaffen.»

Als Weckruf für die Regierungen vor der Weltklimakonferenz wertete auch die Hilfsorganisation Oxfam den Bericht. Sie forderte von den Regierungen, sich in Durban für deutlich ambitioniertere Klimaschutzzusagen der Industrieländer einzusetzen. Das Hilfswerk «Brot für die Welt» begrüsste, dass der Bericht den Entscheidungsträgern Handlungsrezepte gebe, wo und wie sie sich auf drohende Extremereignisse einstellen sollen.

Quelle: Schweizerische Depeschen Agentur SDA

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